Montag, 16. März 2015

Europe - War Of Kings

Band: Europe
Album: War Of Kings
Spielzeit:  54:11 min.
Plattenfirma: UDR/Hellback Recording

Veröffentlichung: 06.03.2015
Homepage: europetheband.com




Wertung:  8,5 von 10 Punkten 


Tracklist:

1. War Of Kings
2. Hole In My Pocket
3. The Second Day
4. Praise You
5. Nothin To Ya
6. California 405
7. Days Of Rock n Roll
8. Children Of The Mind
9. Rainbow Bridge
10. Angels (With Broken Hearts)
11. Light Me Up
12. Vasastan (Bonus Track Deluxe Edition)




Auch wenn es auch anno 2015 noch immer Stimmen gibt, die wollen, dass Europe ihren süßlichen 80er Sound wiederbeleben: Es wird nie mehr dazu kommen und das ist gut so, und wer derartigs haben will, der labt sich an Eclipse und Konsorten. Mir ist jedoch eine glaubhafte Band im Hier und Jetzt jedenfalls lieber und auch auf "War Of Kings" beweisen Europe, dass sie wohl die glaubhafteste 80er Truppe überhaupt ist. Hier ist eine Band am Werk, die Spass daran hat, klassischen Rock zu zelebrieren. So werden die reinen Melodicfreaks wohl auch diesmal wieder enttäuscht umkehren und behaupten, dass da zu wenig für sie dabei ist. Tja Jungs, da verpasst ihr aber einiges, denn die Platte hat Melodien und Hooks im Überfluss, braucht aber zugegeben einige Durchläufe , ehe sich einem diese auch wirklich endgültig erschließen. Aber soviel Zeit haben die meisten MelRockfreaks anscheinend nicht mehr um sich mit einer Platte eingehend zu beschäftigen.

"War Of Kings" startet fulminant mit dem Titelsong, einer schweren groovigen Hymne und bereits hier fällt auf, dass die Produktion vom Rival-Sons-Hausproduzenten  Dave Cobb absolut top und voluminös ausgefallen ist, viel besser als beim (auch nicht schlechten) "Bag Of Bones"-Vorgänger.
Besonders toll dabei das melodische Solo von Meister Norum, der auf dem neuen Silberling wieder alle Register zieht und der heimliche (oder auch nicht so heimliche) Star der Veranstaltung ist.

Mit "Hole In My Pocket" wird die Geschwindigkeit erhöht. Die harte Abgehnummer hat auch eine klasse Melodie und wird live sicherlich ein absoluter Abräumer werden.
Mit "The Second Day" gibts eine erste Verschnaufpause, wobei auch hier der Chorus gut ins Ohr geht  und Joey Tempest zeigt, dass er auch heutzutage noch zu den Top-Vokalisten im Rockbereich gehört.
"Praise You" fällt  für mich etwas ab, auch eine eher langsame Nummer, die aber im Chorus irgendwie so vor sich hin wimmert. Wenn man einen Kritikpunkt an der Scheibe anbringen möchte, dann sicherlich den, dass es zu viele Songs im gleichen Rythmus gibt, die dann etwas zu langsam angelegt sind. Noch ein oder zwei flottere Tracks hätten das Ganze doch noch ein bisschen auflockern können.

"Nothin To Ya" macht wieder Boden gut, der Chorus kickt, während "California 405" der ideale Wegbegleiter für eine Highwayfahrt durch die Staaten darstellt, einr sehr schöner relaxter Song.

Die Suche nach dem Übertrack hat mit "Days Of Rock and Roll" ein Ende. Auch wenn der Song sehr stark von Lizzy und vor allem Ufo's "Doctor Doctor" beeinflusst ist (manche böse Zungen würden sogar behaupten "abgekupfert") so ist das doch ein wirklicher Hammer, der die Repeattaste herausfordert. Das als Opener bei den Livegigs und die Menge steht Kopf. Sehr geil gemacht!

"Children Of The Mind" erinnert einmal mehr an Purple meets Bad Company. Mic Michaeli's Keys sind meist Hammond-Sounds und die mag man oder mag man nicht. Ich liebe Sie! Mehr als einmal fühlt man sich da an selig Jon Lord erinnert!

"Rainbow Bridge" überrascht durch seine orientalischen Anklänge ala "Kashmir", ehe mit "Angels (With broken Hearts)" die einzige Ballade der Platte abgeliefert wird,

"Light Me Up" beendet den offiziellen Teil der Scheibe zwar wieder mit etwas schnellerem Tempo, ist aber trotzdem der schwächste Song des Albums, auch hier lässt der Chorus doch leicht zu wünschen übrig. 

Wer sich für die Deluxe-Edition entschieden hat, bekommt mit "Vasastan" noch einen erstklassigen Instrumental-Rausschmeisser ins Gepäck, auf dem Maestro Norum wieder zeigt, wo der Hammer hängt.

Lobend zu erwähnen (gerade bei der Deluxe Edition) die tolle Aufmachung (hochwertiges Digipack) und die liebevolle aufwändige künstlerische Gestaltung. Für Leute wie den Rezensenten, der im Zeitalter der Datenfiles so etwas noch zu schätzen weiß, mehr als nur ein extra-Schmankerl.

Mit einigen Abstrichen sowie ein klein wenig Fan-Bonus kann ich "War Of Kings" ohne schlechtes Gewissen 8,5 Punkte verpassen.

Martin







Dienstag, 10. März 2015

Mahalia Barnes & The Soul Mates Featuring Joe Bonamassa - Ooh Yeah (The Betty Davis Songbook)



Band : Mahalia Barnes & The Soul Mates Featuring Joe Bonamassa
Album : Ooh Yeah (The Betty Davis Songbook)
Spielzeit : 49:41 Min.
Veröffentlichung : 20.02.2015
Plattenfirma : Provogue / Mascot / Rough Trade

Wertung : 10 von 10

Trackliste :
  1. If I'm In Luck I Might Get Picked Up
  2. Steppin' In Her I.Miller Shoes
  3. In The Meantime
  4. He Was A Big Freak
  5. Your Mama Wants You Back
  6. Game Is My Middle Name
  7. Nasty Gal
  8. Ooh Yea
  9. You Won't See Me In The Morning
  10. Anti-Love Song
  11. Walking Up The Road
  12. Shoo-B-Doop And Cop Him

Heilige Sch***** ! 

Da hat mir der Postbote aber mal ein dickes Brett, ach was...eine halbe Holzhandlung hat er mir in den Briefkasten bugsiert. Und der Kerl muss echt geschwitzt haben, dermaßen fett und zentnerschwer ist der Soul-/Funk-/R&B-Mix, den Mahalia, Tochter von Jimmy Barnes (u.a. Cold Chisel) hier abliefert.

Wer also mag und gern mal fernab altgedienter Rockgefilde stöbern möchte, vielleicht auch schon von Ike & Tina Turner gehört hat, darf, sorry...MUSS hier auf jeden Fall zugreifen. Die gute Mahalia hat sich zwar nicht an Tinas Schatzkiste vergriffen, dafür aber die in Rockkreisen eher etwas unbekanntere Betty Davis (nicht zu verwechseln mit Bette Davis) ins Herz geschlossen. Und deren Werk verarbeitet sie hier aufs Feinste !

Von der ersten bis zur letzten Minute trieft pure Energie aus Ooh Yeah heraus und infiziert meine Gehörgänge. Ganz ehrlich, ich werde in den nächsten Tagen mal meine Temptations, Turners, Reddings und Mayfields hervorkramen, aber ich glaube nicht dass eine Platte davon dermaßen viel Power hat, die selbst aus langsameren Nummern wie In The Meantime noch herauskrabbelt.

Kraft allein macht natürlich noch lange kein Spitzenalbum aus, und schon sind wir bei den Soul Mates und Joe Bonamassa. Die energiegeladene Mahalia-Röhre wird dankenswerterweise von einem konsequent fetten und basslastigen 70er Jahre-Fundament getragen, dass es fast einer Zeitreise in selige Stax-Zeiten gleichkommt. Das Ganze ginge nicht ohne professionelle Unterstützung, und die hat sich Mahalia gleich mehrfach geholt. Die Soulmates begleiten die Soulröhre schon länger und strotzen vor Spielfreude, hinzu kommt der allmächtige Labelkollege Joe Bonamassa plus Daddy Jimmy, der Walking Up The Road seine Stimme verlieh. Das Ganze hat vom Produzenten Kevin Shirley einen modernen, aber auf's wesentliche reduzierten Sound verpasst bekommen, dass es eine wahre Freude ist. Hört einfach mal in den Teaser rein und macht Euch ein eigenes Bild...



Jetzt wisst Ihr, warum ich nicht auf einzelne Songs eingehen möchte. Die Scheibe begeistert mich vom Anfang bis zum Ende, vielleicht auch deshalb, weil ich vergleichsweise selten zu Soul greife und plötzlich Nachholbedarf verspüre. 

Den allerdings sättigt Ooh Yeah mit jedem Durchlauf und somit halte ich als Sammler natürlich längst Ausschau nach Platten der Urheberin, Betty Davis. Bei aller Freude sollte nämlich nicht vergessen werden dass die Songs ein Leben vor Mahalia Barnes hatten und im Original einen Reiz hatten, dem sich die Australierin nicht entziehen konnte:  

"Ich bin seit Jahren ein Fan von Betty Davis. Als ich ihre Songs zum ersten Mal hörte, war ich hin und weg. Sie ist wild, frei, garstig, rau, funky, intensiv, kraftvoll und sexy zugleich. Ich liebe die Besetzung und auch die Backgroundgesänge. Ich wollte schon immer ein Album machen, das so klingt wie eines von ihren."

Ganz nebenbei, Betty Davis wird aufgrund ihres Modebewusstseins gerne als klamottentechnische Ideengeberin heutiger Sternchen namens Madonna oder Lady Gaga bezeichnet. Aber nicht nur dass sie sich zu kleiden wusste, sie hatte eine Wahnsinnsstimme und gilt zudem als die Person, die dem Fusion-Jazz auf die Beine half, indem sie Miles Davis innerhalb eines Ehejahres mit ihrem Funk infizierte. Resultat: Bitches Brew

Aus diesem Grunde hier der Ooh Yeah Opener im Original:



Ich verabschiede mich einstweilen von Euch und lege zunächst für den Rest des Jahres eine kreative Pause ein. Ich bin froh, ein grandioses Album wie dieses für mein Break erwischt zu haben. 

Zehn Punkte !


Bernd Fischer