Sonntag, 2. Februar 2014

Robben Ford - A Day In Nashville



Interpret : Robben Ford
Album : A Day In Nashville
Spielzeit : 45:22 Min.
Veröffentlichung : 03.02.2014
Plattenfirma : Provogue / Mascot
Homepage : www.robbenford.com

Wertung : 9 von 10

Trackliste :
  1. Green Grass, Rainwater
  2. Midnight Comes Too Soon
  3. Ain't Drinkin' Beer No More
  4. Top Down Blues
  5. Different People
  6. Cut You Loose
  7. Poor Kelly Blues
  8. Thump And Bump
  9. Just Another Country Road

Aaaaaah....wie herrlich. Endlich Wochenende. Kein Stress...das Handy ist ausgeschaltet, ich nehme mit 'nem kühlen Bierchen in der Hand entspannt Platz vor der Stereoanlage, lege die Füße auf den Tisch und bin neugierig darauf, was mir der Postbote heute geliefert hat.  
Das Päckchen mit der neuen CD von Robben Ford ist angekommen, der sympathische 63-jährige aus dem sonnigen Kalifornien veröffentlicht nämlich dieser Tage via Provogue / Mascot sein neuestes Album "A Day In Nashville". Die CD noch schnell rein in den Player und abwarten...

Der Titel der Scheibe ist im wahrsten Sinne des Wortes Programm, denn der Blues-, Jazz-, und Fusionrock-infizierte Gitarrist hat doch tatsächlich nur einen einzigen Tag in Nashville, Tennessee gebraucht, um mit seinen hochkarätigen Mitstreitern, Bassist Brian Allen, Drummer Wes Little (Sting) und Gitarrist Audley Freed (Black Crowes, Gov't Mule) eine klasse Platte einzuspielen. Ergänzt wird die Band durch Ricky Peterson an der "Schweineorgel" Hammond-B3 und Barry Green an der Posaune. "So etwas macht man eigentlich nicht mehr. Neun Songs, so viel neue Musik...das nimmt normalerweise sehr viel Zeit in Anspruch. Ich setzte mich hin, nahm Demos auf, auf denen ich sang und Akustikgitarre spielte und schickte sie meiner Band zu. Ich dachte, wenn wir das durchziehen könnten, das wäre doch etwas!" 

Und was soll ich sagen...sie haben es durchgezogen. Neun Songs und eine dreiviertel Stunde später bin ich schwer begeistert. Robben Ford ist ein dermaßen guter Gitarrist, daß ich die Füße voller Respekt erstmal wieder vom Tisch herunternehme. Plötzlich wird mir klar, daß ich den höchsten Sphären der Gitarrenkunst lauschen durfte und sich etliche Mitstreiter im Vergleich zu diesem Mann wie lausige Anfänger anhören. Auch wenn ich die sechs Saiten selber nicht beherrsche, erlaube ich mir ein Urteil: Grandios ! Es ist mir schlichtweg unmöglich, einen Fehler zu entdecken, Taktgefühl und dieses sensationelle Gespür für Rhythmik und Harmonie sind ihm wohl in die Wiege gelegt worden. Anders kann ich mir ein solches Maß an Perfektion nicht erklären. 




Technik allein ist aber nicht die Zauberformel, welche die Schönheit von "A Day In Nashville" ausmacht. Mr.Ford ist ganz nebenbei mit einer hellen, aber herzlich-warmen Gesangsstimme ausgestattet und belohnt den Hörer mit einem vielfältigen Programm, indem er immer wieder vom Highway abbiegt und mitunter in Gefilde abdriftet, die der Titel der Platte eher nicht vermuten lässt. Vom erwarteten Country-Einfluss ist nichts zu hören, selbst pure Bluessongs, wie das atmosphärisch-schleppende Midnight Comes Too Soon, sind die Ausnahme auf einer Platte voller Richtungswechsel. Ob nun das schunkelige Ain't Drinkin' Beer No More, welches mich an Brook Benton's "Kiddio" (übrigens schön von John Lee Hooker gecovert) erinnert, das funkig-jazzige Instrumental Top Down Blues oder ein swampiges Cut You Loose, das alles fügt sich erstaunlich passabel zusammen. Schön auch, daß nicht nur Robben Ford an der Gitarre brillieren darf, sämtliche Musiker haben ihre Momente. Insbesondere Ricky Peterson ist es jedoch, der neben Ford die Show macht, der vielbeschäftigte Musiker setzt aus dem Hintergrund immer wieder dezente Akzente und färbt den Sound der Platte mit seiner Hammond wunderbar warm und herzlich. 
Das locker-flockige Cut You Loose, darf mit einem herrlich entspanntem Duell beider Hauptprotagonisten gern als Anspieltipp herhalten. Mit Different People präsentiert Robben Ford dann auch noch eine wunderschöne Ballade und liefert mit der vorletzten Nummer, dem jazzig-spröden Instrumental Thump And Bump, und dem bluesigen Stampfer Just Another Country Road einen interessanten Ausklang ab. 

Und so ist "A Day In Nashville" ein Album ohne herausragende Höhepunkte, dafür aber mit durchgehend sehr hohem Niveau geworden, das zum entspannten, aber intensiven Hören einlädt. Jazz-, als auch Blueshörer dürften sich gleichermaßen angesprochen fühlen.

Einziger Kritikpunkt von meiner Seite, was allerdings Jammern auf hohem Niveau bedeutet: Mir hätten ein, zwei kräftigere Songs sehr gut gefallen, um zwischen aller Leichtigkeit des Seins das herzhaft-bodenständige, inzwischen leicht angewärmte Dortmunder Union, noch besser geniessen zu können. Prost.


Bernd Fischer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für deinen Kommentar.
Dein Rockingboy-Team

P.S.: Beleidigende Kommentare werden sofort gelöscht. Bitte achtet auf eure Formulierungen - auch hier gilt: Höflich und sachlich bleiben.