Sonntag, 21. Juli 2013

Volto! - Incitare


Band : Volto!
Album : Incitare
Spielzeit : 44:42 Min.
Plattenfirma : Concord / Universal
Veröffentlichung : 26.07.2013
Homepage : www.voltoband.com

Wertung : 8 von 10

Tracklist :
  1. Grip It
  2. Gillz
  3. Whopner
  4. Drumbeaux
  5. Quirk
  6. BHP
  7. Meltdown
  8. Tocino
  9. I'm Calm Now

Musik ohne Gesang, 45 Minuten am Stück, kann das wohl funktionieren ? Diese Frage habe ich mir ja bereits gestellt, als ich Euch neulich die Debutscheibe der Rock Candy Funk Party klick vorstellen durfte. Mein Fazit damals: Es geht !

Interessant die Tatsache dass es sich im Fall von Volto! ebenfalls um deren Debutalbum, als auch um ein reines Intrumentalalbum handelt. Ebenso wandeln die Jungs auf dem Fusion-Pfad, somit kann sich die Rock Candy Funk Party gar als Vorreiter eines neuen, alten Trends betrachten. Gibt es vielleicht sogar eine New Wave Of Jazz Rock ? Abwarten.

Ja genau, Volto! machen harten Rock bis Metal, würzen diesen mit einer bekömmlichen Prise Jazz, nehmen das Ganze live im Studio auf und nennen die Angelegenheit Incitare. Für alle nicht-Lateiner wie mich: Incitare heisst soviel wie "schnell, reissend, sich in Bewegung setzen". Was für ein Glück daß es das Internet gibt... 

Incitare dauert knapp 45 Minuten, 9 Songs lang toben sich John "Volto" Ziegler (Gitarren), Jeff Babko (Keyboard), Lance Morrison (Bass) und erwähnter Danny Carey (Schlagzeug) aus. Die vier begnadeten Musiker hatten nach etlichen Auftritten im Jazzclub "The Valley", in dem sie hauptsächlich Coversongs spielten, das Bedürfnis weiterzujammen und trafen sich im Tool-Proberaum oder im Hollywood-Anwesen von Schlagzeuger Danny. Im Tool Aufnahmestudio entstanden letztlich auch die vorliegenden Aufnahmen, allesamt live eingespielt. 
Das Ergebnis wird die Hörerschaft vermutlich in zwei Lager spalten...die eine Gruppe wird entsetzt abschalten, der Rest aber interessiert weiterhören, handelt es sich doch zum einen um sehr komplexe Songstrukturen, die etwas Aufmerksamkeit verlangen und nicht nebenbei gehört werden wollen. Der Jazzrock quillt an allen Ecken und Enden aus Incitare heraus, was die Scheibe hochinteressant, aber auch sperrig macht. Der fehlende Gesang gibt dem einen oder anderen Hörer dann vielleicht den Rest. 

Was ich angenehm finde, ist die Tatsache dass die Platte nicht dem reinen Selbstzweck dient. Natürlich wird auch auf auf Incitare viel gefrickelt, doch wird der Hörer nicht nicht gezwungen sich einzuschliessen um dem Faden folgen zu können.

Einzelne Songs hervorzuheben ist wie so oft schwierig, Incitare jedoch birgt ein wahres Füllhorn interessanter Musik, ich finde kaum einen Moment auf der Platte der nicht hörenswert wäre. Harter, proggiger Technik-Metal bildet das Fundament, auf das eben die Ausflüge in die unrunden und sperrigen Strukturen des Jazzrock gepflanzt wurden, was mir persönlich verdammt viel Spaß macht und zeitweise an einen Mix aus Bands wie Dream Theater, A Perfect Circle und Collosseum erinnert. Abgerundet wird das Ganze durch die handwerklichen Fähigkeiten sämtlicher Musiker. Besonders sticht dabei Drummer Danny Carey hervor, dessen präzises, ja nahezu perfektes Spiel schon recht dominant aber auch erfrischend wirkt. Hört euch den vierten Song, Drumbeaux an, und ihr wisst wovon ich rede. Carey arbeitet sauber wie ein Uhrwerk, ohne zu frickeln, und baut ein schönes Solo ein. Es macht einfach Spaß ihm zuzuhören.

Stark im Vordergrund steht auch Gitarrist John Ziegler den der eine oder andere von der Band Pigmy Love Circus kennen wird. Ziegler bekommt immer wieder, und das lieben wir ja alle an Gitarristen, seine Freiheiten, die er allerdings auch meisterlich nutzt. Man höre sich nur den zweiten Song, Gillz, an, hier hält Ziegler sich relativ stark zurück, setzt aber trotzdem die Akzente. Die tolle, glasklare Leadgitarre macht einfach Spaß.Oder BHP, hier baut Ziegler den Song auf das Wechselspiel zwischen stark- und weniger stark verzerrter Gitarre auf, hinzu kommt seine brilliante Fingerfertigkeit. 

Bass und Keyboard haben sicher weniger Gesamtanteil als Schlagzeug und Gitarre, was aber gar nicht stört, denn auch Lance Morrison und Jeff Babko haben immer wieder Momente in denen auch sie im Vordergund stehen dürfen. Auch hier höre man in BHP, speziell aber auch in die ruhige Schlussnummer  I'm Calm Now rein, diese wird stellenweise gar vom Keyboard dominiert. 

Mix und Produktion sind für meinen Geschmack extrem gut gelungen, Produzent Joe Barresi hat es geschafft den Incitare-Sound sehr ausgewogen und natürlich hinzubekommen, ohne ihn aber überproduziert oder glattgebügelt wirken zu lassen. Der leicht rauhe Charme passt erstaunlich gut zu einem Album wie diesem, ich hätte beim Stichwort "instrumentaler Jazzrock" einen kälteren Sound erwartet.

Neben allem Positiven muss ich aber auch leichte Abstriche machen, denn für die Höchstwertung reicht es noch nicht ganz. Was mir fehlt ist die Abwechslung, der absolute Höhepunkt, das herausragende WOW-Erlebnis. Incitare fliesst mit all seiner Schönheit letztlich dahin wie ein glasklarer, idyllischer Fluss voller Forellen...wenn ab und zu mal eine im hohen Bogen aus dem Wasser springen würde um sich eine Fliege zu fangen wäre das sicher spannender. 
Aber ich bin mir absolut sicher: Sollte es zu einem weiteren Album kommen, wird das eine perfekte Angelegenheit. Und genau darauf freue ich mich schon heute...

Bernd Fischer

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