Donnerstag, 18. Juli 2013

King Kobra - II


Band: King Kobra
Album: II
Spielzeit:  63:56 min.
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 05.07.2013
Homepage: www.facebook.com/Official-King-Kobra

WERTUNG: 9 von 10


Tracklist:

1. Hell On Wheels
02. Knock ‘Em Dead
03. Have A Good Time
04. The Ballad Of Johnny Rod
05. Take Me Back
06. When The Hammer Comes Down
07. Running Wild
08. The Crunch
09. Got It Comin’
10. Deep River
11. Don’t Keep Me Waiting
12. We Go Round

"Lauter, härter und schneller" war früher meine Devise, wenn es um musikalische Vorlieben ging. Es wurde sich auf den Fußboden gelegt, die Anlage volle Pulle aufgedreht und die Boxen so hingestellt, dass ich mich mit meinem Charakterköpfchen schön dazwischen schieben konnte. Thrash-, Speed-, Death Metal und Hardcore waren mein tägliches Brot und alles andere wurde einfach ignoriert.

Irgendwann hatte ich "Ready To Strike" geschenkt bekommen und natürlich gleich aufgelegt. Geschmacksverirrt, wie ich war, ging die Mucke, in meinen zarten Öhrchen, einmal überhaupt nicht. Die "Poser" wurden verbannt, was natürlich totaler Kokolores war / ist, handelt es sich doch um eins der besten US Hardrock Scheibchen, welches die '80er Jahre zu bieten hatten.
Erst Mitte der '90er Jahre, als ich reifer und klüger (???) wurde, hat mich die Scheibe gepackt und entwickelte sich zu einem Favoriten von mir.

Das Debüt und das folgende "Thrill Of A Lifetime" (enthält den Soundtrackbeitrag "Iron Eagle (Never Say Die)" zum gleichnamigen Movie) wurden in der Besetzung Mark (jetzt Marcie, SIGNAL und UNRULY CHILD) Free (Gesang), David Michael–Phillips (Gitarre, u.a. LIZZY BORDEN), Mick Sweda (Gitarre, BULLETBOYS), Johnny Rod (Bass, W.A.S.P.) und Schlagzeug - Legende Carmine Appice ( u. a. VANILLA FUDGE, ROD STEWART, BLUE MURDER) eingespielt. Free verließ die Gruppe, nachdem sie den Major-Deal verloren hatten, und wurde durch Johnny Edwards (später FOREIGNER) ersetzt. Auch an den Instrumenten gab es neue Gesichter, nämlich Jeff Northrup (Gitarre) und Larry Hart (Bass). In dieser Besetzung spielte die Truppe das schwächere Album "III" ein und löste sich einige Monate später auf.

2010 reformierten sich KK fast in Originalbesetzung. Hinter dem Mikroständer wurde diesmal Kelly Keeling gesichtet. in dieser Konstellation wurde ein Comebackversuch gestartet, der mächtig in die Hose ging. 2001 erschien das ­grützige und komatöse Album "Hollywood Trash". Die Band verschwand wieder von der Bildfläche und startete 2010 einen wiederholten Neuanfang, mit Sänger Paul Shortino (QUIET RIOT und ROUGH CUTT). Vor zwei Jahren erschien der selbst betitelte "King Kobra", welches eine starke Leistung bot und mit guten bis sehr guten Kritiken versehen wurde. 
Auch 2013 präsentiert die Formation das Line-Up und liefert, mit dem aktuellen Output "II", eine ca. 64 minütige, musikalische Zeitreise, die ihre Wurzeln im '70er - und '80er Jahre Hard/Blues Rock bzw. Melodic Rock hat. KING KOBRA gelingt es ihre Einflüsse zu einem sehr coolen und warmen Sound zu verbinden und klingen heutzutage unwahrscheinlich tiefenentspannt. Dabei war der Erfolgsdruck bestimmt nicht gerade gering, musste man doch beweisen, dass der Vorgänger nicht nur ein kurzlebiges Aufbäumen war. Die "alten Hasen" haben alles im Griff / unter ihrer Kontrolle gehabt und können, mit einer astreinen Leistung, das 2011er Album sogar toppen. Mir fehlte es, in der aktuelleren Vergangenheit, ein bisschen an Ohrwürmern. Dieses Manko haben sie auf "II" behoben und es gibt mindestens 8 Tracks, welche die Bezeichnung Hit verdient haben!

Den Musikern gelingt es, auf eine sehr geschickte Weise, ihre eigene Vergangenheit mit BAD COMPANY, LED ZEPPELIN, FREE und DEEP PURPLE Verweise, zu kombinieren und haben ihr Hauptaugenmerk auf melodisches und eingängiges Material gesetzt. Durch den bluesig und rauchigen Gesangsstil von Meister Shortino, erhalten die Song noch einen zusätzlichen Kick in Richtung Blues Rock. Der Mann ist ja schon knappe 14 Tage im Business tätig und es ist einfach sehr erstaunlich, zu welcher Power und Vielseitigkeit seine Stimmbänder noch imstande sind. Auch die restlichen 4 Musiker bewegen sich auf einem sehr hohen Leistungsgrad, bei dem die fantastische Gitarrenarbeit des Gespanns extra erwähnt werden sollte. Die Gitarreros David und Mick sind bestens aufeinander eingespielt und begeistern mit ihrem druckvollen, stets melodisch ausgerichtetem Spiel und fantastischen Soli. Über Rod's und Appice's Leistung als Rhythmus/Groove - Maschinerie brauche ich nichts schreiben ... ist eh kaum in Worte zu fassen!

Das Material auf "II" ist, für meinen persönlichen Geschmack, sogar noch einfallsreicher ausgefallen, als noch auf dem Vorgänger. Die Nummern wirken wie aus einem Guss und verlassen nie die erdige, rockende Grundbasis. Beim Komponieren haben die Herren ein feines Händchen bewiesen und ihre jahrelange Erfahrung einfließen lassen. Die Songs sind vielseitig arrangiert, zeigen die Band von einer mutigen Seite, denn es werden auch ungewöhnliche Passagen / Wendungen eingebracht und verfügen über herrlich einprägsame Melodien.

Mit einem Dampflok - Signal beginnend, rockt der Opener geradeaus nach vorne und kommt einen kleinen Tritt in den Popo gleich. Der Track wird druckvoll und voller Enthusiasmus dargeboten, Shortino singt sich die Stimmbänder noch etwas heiserer und Appice jagt die Musiker - Meute, mit einem unheimlichen Punch, vor sich her. Die raue Nummer geht schnell ins Ohr, was besonders dem Refrain zu verdanken ist. "Knock Them Dead" ist noch eine Ecke kerniger ausgefallen und lädt zum Betätigen der Nackenmuskulatur gerade zu ein. Trotz alle ­Ungestümheit wird der melodiöse Anteil natürlich nicht vernachlässigt. Dafür sorgt auch das Gitarren - Duo, welches mit einem klasse Solo und einem starken Auftritt, das Highlight darstellt. Danach gibt es volle Kanne Party in Form des bluesy - boogie Rockers "Have A Good Time" (siehe Clip). Der gute Laune Groove ist hochgradig ­infiziös und versprüht einen ganz leichten Luftschmiede Flair. Gefällt mir sehr gut!! "The Ballad Of Johnny Rod" ist einfach ein geiler Rocker, welcher sehr deutlich den Einfluss der beiden o. g. Dekaden durchschimmern lässt. Zuckerfein ist das lässige Gitarrenspiel bzw. Solo, die Spoken-Parts von Shortino und der ­purpeldeske Touch, der omnipräsent ist. Sehr unterhaltsame und starke Nummer!! Zum Durchatmen und Verschnaufen lädt die anschließende Ballade "Take Me Back" ein. Joa ... Ballade halt und ich bin halt kein großer Freund von solchen Stücken ... . Mit kleinen Spielereien des Drummers und schnittigen Riffs beginnt "When The Hammer Comes Down". Das sind auch die einzigen Faktoren, welche die Nummer einigermaßen interessant machen. Irgendwie nimmt der Song keinen Drive auf und dümpelt eher vor sich her. Auch das exzellente Aufspielen des Gitarren Duos kann die Nummer, nicht vor ein eher mittelmäßiges Gesamtgelingen, retten. Aber schon das folgende "Running Wild" lässt diese Leistung vergessen und rockt sich straight ins Ohr. Einfach sehr solide und überdurchschnittlich, was die Herren bei dem Song abliefern. "Got It Coming" lässt dem Hörer das Herz aufgehen. Shortino "trällert" auf Höchstniveau, die einschmeichelnde Grundmelodie nimmt einen sofort in ihren Besitz und die Backings sitzen wie eine eins. Irgendwie klingt die Nummer nach einer Hardrock - Version von ROD STEWART. Echt klasse! "The Crunch" ist wieder ein sehr, sehr solider und rotziger Rocker mit einem hohen Unterhaltungsfaktor und kann als Vorbote für was UNWAHRSCHEINLICHES gedeutet werden ... "Deep River". So einen Song schreibt eine Band nur einmal im Leben! Der Song ist einfach perfekt inszeniert: dramatische Orgel zum Beginn, hämmernde Drums setzen ein, dazu kommen schleppende Gitarrenriffs, Shortino gesellt sich dazu und schon kann das Werk beginnen. Mit einem, an FREE und DEEP PURPLE angelehnten Sound zelebrieren KK ein wahres '70er Jahre Hardrock Feuerwerk der Güteklasse 1A!! 7:40 Minuten purer Hörgenuss, der dem Zuhörer Spannung, Abwechslung und ausgeklügelte Arrangements garantiert!! Es passt die ­klitzekleinste Kleinigkeit und die Streicher Samples sind perfekt eingesetzt. Jedes Sample muss genau da hin, wo es auch erklingt und die letzte Minute - nein ich verrate hier nichts mehr - ist der Gipfel des ganzen OHRGASMUSES!!! Klasse, klasse und noch einmal klasse!

Meine Fresse, was für ein starkes und abwechslungsreiches Album!!

Alle Anhänger des melodisch ausgerichteten Rock, mit einer Affinität zu '70er Jahre Hardrock, bekommen hier das volle Programm geboten und das noch auf einem superstarken Niveau!

KING KOBRA ist mit "II" ein absolutes Zuckerteilchen gelungen! HUT AB!!

Natürlich kann ich hier nur zum Kauf raten, denn sonst verpasst ihr ein wirklich starkes Album.

Von meiner Seite gibt es hoch venenöse 9 Bisse.

Götz


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