Donnerstag, 18. Oktober 2012

Novalis - Bumerang


Band: Novalis
Album: Bumerang
Spielzeit: 39:26 Min.
Plattenfirma: MIG
Veröffentlichung: 28.09.2012
Homepage: www.mig-music.de

Wertung: 6 von 10

Trackliste:

01. Nimm meine Hand
02. Setz dich zu mir
03. Spazieren am Morgen
04. Torero der Nacht
05. Über Stock und Stein
06. Bumerang
07. Wien
08. Horoskop
09. Espresso
10. Talisman

O.K., ich gebe es zu. Ich bin Schlagerfan und stehe auf deutschsprachige Unterhaltungsmusik. Anders lässt sich mir nicht erklären, warum in aller Welt ausgerechnet ich an einem Album wie Bumerang, welches im Jahr seiner Erscheinung bei sämtlichen Kritikern gnadenlos durchgerasselt ist, Gefallen finde. 

Scherz beiseite und nochmal ganz von vorne:

Das zehnte Studioalbum der Romantik-Krautrocker Novalis, Bumerang, erschien 1984 in einer Zeit als sich die Band auf der Zielgeraden ihrer Karriere, und die deutschsprachige Musik in der Endphase der Neuen Deutschen Welle, kurz NDW, befand.
Sänger Fred Mühlböck würde nach dieser Scheibe die Band verlassen, raffte sich aber ein letztes mal auf um ein Album aufzunehmen.
Als Produzent fungierte Keyboarder Lutz Rahn, den Mix erledigte kein anderer als der Sohn des Schlagersängers Drafi Deutscher, Drafi Deutscher jun., was sicher einige Veränderungen erklärt.
Die 10 Songs auf Bumerang entsprechen, und das ist das Merkwürdige an der Scheibe, tatsächlich eher dem Klischee der Schlagermusik als den Novalis-typischen langgezogenen Klangteppichen und Traumwelten der älteren Scheiben. Dafür sorgt spätestens Setz' Dich zu mir, der zweite Song der Platte, der sowohl inhaltlich und auch musikalisch recht belang- und anspruchslos daherkommt. Mit Spaziergang im Morgen, der folgenden Nummer wird es etwas erträglicher, doch packen Novalis jetzt den Schmalzfaktor hinzu.

Spätestens jetzt wird selbst dem mutigen Rockfan der Kamm schwillen, denn so geht es, um es kurz zu machen, weiter. Leider ist fast alles was Novalis einst einzigartig machte...tiefgreifende, hintergründige Texte und musikalische Reisen in fantastische Welten, in weite Ferne gerückt. Und gerade diese Zutaten lockten manchen Hörer raus aus dem gewohnten Rock, oder Blues-Alltag. Geblieben ist aber eine glattgebügelte, von Disco-Beats, und schlappen Texten dominierte Musik einer im Zerfall befindlichen Band.

Doch, und jetzt kommt es, entfalten selbst diese Komponenten, so vordergründig schwach sie auf den ersten Blick auch sein mögen, eine gelegentlich aufblitzende Magie. Bumerang hat einige wenige lichte Momente, die wie in guten alten Zeiten zum Einhalten und Träumen anregen.

Zugegeben, dies sehen wohl hauptsächlich hartgesottene Band-Anhänger und Fans der deutschsprachigen Musik dermaßen locker. Immerhin gibt es auf Bumerang aber ein, zwei Höhepunkte. Als da wären der Opener Nimm meine Hand, mit einem tollen Saxophon-Imitat durch Keyboarder Lutz Rahn und halbwegs erträglichem Text; das bereits angesprochene Spaziergang im Morgen, welches spätere Bands wie Blumfeld sich garantiert bis zum Anschlag angehört haben...trotz aller Schmalz-Ladungen die Novalis hier über uns ergiessen, lädt die Nummer zum Verweilen und Zurücklehnen ein.
Dann Horoskop, für mich klarer Höhepunkt der Scheibe...ein treibender Beat, natürlich klingende Gitarre und der tolle Refrain ergeben eine schöne, fast 4-minütige gute-Laune Nummer bevor die Platte nach zwei weiteren Stücken zuende geht.

Erwähnenswert wäre noch dass mit Über Stock und Stein, Wien und Espresso gleich drei instrumentale Titel auf Bumerang gelandet sind. Allesamt übrigens (unter Berücksichtigung des Jahres ihrer Entstehung) nicht spektakulär aber interessant, Miami Vice-Klangteppiche, Keyboard-Handclaps und E-Drums lassen grüssen, doch merkt man auch dass Lutz Rahn ein Meister seines Fachs ist, der es versteht interessante Melodien in seine Musik einzubinden.
Das MIG-Label (Made In Germany) hat, wie zuvor bereits Flossenengel und Augenblicke jetzt auch diese Scheibe klanglich aufbereitet neu aufgelegt. Soundtechnisch hat sich das auf jeden Fall gelohnt, die 39 Minuten kommen sauber und klar herüber.

Über den Rest, die musikalische Darbietung lässt sich streiten. Engelchen und Teufelchen sprechen beide aus dieser Platte, deshalb gebe ich sechs Punkte für eine Platte die mit voller Motorleistung besser geworden wäre.







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