Sonntag, 7. Oktober 2012

Jeff Lynne - Long Wave

Interpret: Jeff Lynne
Album: Long Waves
Spielzeit: 27:28 min.
Plattenfirma: Frontiers

Veröffentlichung: 05.10.2012
Website: http://www.jefflynne.com/



 Wertung:  6,5 von 10


Tracklist: 


01 – She
02 – If I Loved You
03 – So Sad
04 – Mercy, Mercy
05 – Running Scared
06 – Bewitched, Bothered and Bewildered
07 – Smile
08 – At Last
09 – Love Is a Many-Splendored Thing
10 – Let It Rock
11 – Beyond the Sea



Gemeinsam mit der überraschend guten ELO-Neueinspielungs-Greatest Hits-CD (siehe: ELO-Review ) kommt auch ein Jeff Lynne Solo-Album auf den Markt, welches als sein erstes seit 20 Jahren vermarktet wird. Nun ja das stimmt an sich nur bedingt, denn was die Promomaschine verschweigt ist, dass es sich bei "Long Wave" leider nur um eine Sammlung von Coversongs handelt, noch dazu von Songs aus den 1940ern bis 1960ern. Also nicht unbedingt direkt die Zielgruppe von Rockfreunden oder auch ELO-Fans ansprechend, auch wenn die Plattenfirma "Frontiers" heisst. Einen ersten dicken Punktabzug gibt es für die mehr als lausige Spielzeit von weit unter 30 Minuten. Wer denkt, dass die CD dafür zum "Nice Price" veröffentlicht wird hat sich geschnitten. Für den Fan wäre die CD als Bonus-Disc zur ELO-CD sicherlich passender und fanfreundlicher gewesen so  kassiert man für relativ wenig dafür doppelt ab. Gelb-Rote Karte Herr Lynne!! Vom Konzept her ist die CD ähnlich aufgebaut wie dir kürzlich von Phil Collins erschienene "Going Back"- CD, auf der ein paar favorisierte Songs aus der Jugend von Phil vertont wurden. Im Unterschied zu Meister Lynne jedoch mit 18 Songs und einer akzeptablen Spielzeit. 
Viele der Tracks auf dem Album sind naturgemäß sehr ruhig und fast schon schlagerartig zu bezeichnen. Nachdem dem Presseinfo (absichtlich??) nicht entnehmbar war, von wem die Songs im Original sind, musste man sich erstmal im Netz Gewissheit verschaffen, was Jeff Lynne denn hier überhaupt aufgenommen hat.  Der Opener "She" beispielsweise stammt aus dem Jahr 1974 und war ein Hit für Charles Aznavour. Gut an der Scheibe ist , dass die Songs allesamt der typischen Jeff Lynne Soundbearbeitung unterzogen wurden und durchaus auf ELO getrimmt wurden, auch wenn das bei manchen nur schwer vorstellbar ist. Überflüssig zu sagen, dass Lynne wiederum sämtliche Instrumente selber eingespielt hat und natürlich auch Produzent war. "If I Loved You" stammt vom 1945er Broadway Musical "Carousel". Das Country-angehauchte "So Sad" stammt von den Everly Brothers und war für diese ein Top 5 Hit im Jahr 1960. Das endlich etwas flottere "Mercy Mercy" ist ein alter R&B Hit aus 1964 von einem gewissen Don Corvay. Jeff Lynne klingt wirklich noch wie zu besten ELO-Zeiten in den 70ern. Seine Stimme scheint sich so gut wie nicht verändert zu haben. Das schnulzige "Running Scared" ist unverkennbar eine Roy Orbison Nummer, wo sich einem vor Schmalz dann doch etwas die Fussnägel hochrollen. Schlager in Reinkultur. "Bewitched, Bothered and Bewildered" stammt abermals von einem Musical namens "Pal Joey" und wurde auch schon von Frank Sinatra vertont. Auch sehr laid back die Nummer.  "Smile " ist die älteste Nummer der Scheibe (1936), Fans der Werke von Charlie Chaplin (richtig gelesen!) eventuell bekannt, da es sich um einen Song von ihm handelt, der auch in einigen Filmen von ihm auftauchte. Nett und nicht wehtuend. "At Last", ein Filmsong aus dem Jahr 1941, ist eine Bluesballade, die auch schon Etta James vertont hat.  "Love Is a Many-Splendored Thing" ist ebenfalls ein Film-Song, diesmal aus dem Jahr 1955. "Let It Rock" macht seinem Namen wenigstens alle Ehre und rockt ziemlich straight, handelt es sich doch um einen Song von Chuck Berry. Unverkennbar, woher Lynne seine Inspirationen für spätere ELO-Hits wie "Rock and Roll is King" her hat. "Beyond The Sea" kennt man von der Melodie her auch, wenngleich ich nun nicht wusste, dass der Track von Bobby Darin aus 1960 stammt. Schön hierbei die Queen-ähnlichen Gitarrenharmonieren, die hier eingestreut wurden.
Tja das war es dann nach 27 Minuten und 28 Sekunden bereits wieder. Wer die CD blind wegen "Jeff Lynne" auf dem Cover kauft, wird eventuell eine böse Überraschung erleben. Irgendwie ist mir nicht ganz klar, wer die Zielgruppe dieser Scheibe sein soll. Ein "richtiges" Solo-Album  mit neuen Stücken wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen als die (sicherlich top aufgenommene und arrangierte) Sammlung von alten Songs von anno dazumal. Dieses ist aber für das Jahr 2013 angekündigt. Zum schnellen Nebenbeihören oder für ruhigere Momente oder den Nachmittagstee bei der Großmutter ganz ok aber auch nicht mehr. Verbleiben für mich 6 Punkte plus einem halben für die wie immer klasse Produktion, der man vom ersten Takt an anhört, dass es sich um Jeff Lynne handelt. 

Martin

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