Freitag, 31. August 2012

Sceptor - Take Command


Band: Sceptor
Album: Take Command
Spielzeit: 40:00 min.
Plattenfirma: 7hard
Veröffentlichung: 20.07.2012
Homepage:  http://www.sceptormetal.de/


WERTUNG: 6,5 von 10


Tracklist:


1. The Clash 1:38
2. Shadows In The Maze 5:33
3. Powerhouse 3:28
4. Time 5:47
5. These Hellish Nights 4:24
6. Hammer Of The North 3:44
7. Take Command! 4:06
8. Raging Seas 3:33
9. Endless Ocean 3:31
10. Rock City 3:50


Sceptor stammen aus Mannheim und haben sich dem US-Metal verschrieben, der zudem noch absolut true ist.bzw. offenabr sein soll. Die Band besteht aus "Todd" an den Vocals, "Haawk" am Bass, "Tim" an der Gitarre und "Tom B." an den Drums. Nachnamen gibts keine, liegt vielleicht auch daran, dass die Herrn in ihrer metalfreien Zeit unter anderem  dem Beruf des Lehrers nachgehen, wer weiss? Jedenfalls liegt seit Ende Juli  das Debutalbum der nicht mal mehr so jungen Herren vor. Auf einem "Keep It True" - Festival würde die band sicher nicht negativ auffallen, im Gegenteil, spielen auf derartigen Festivals doch oftmals Ami-Truppen, die vor gefühlten 30 Jahren einmal ein Kult-Demo herausgebracht haben dann aber leider (?) wieder von der Bildfläche verschwanden. Schlechter sind Sceptor da wirklich auch nicht - im Gegenteil. Soundtechnisch ist das ganze recht rau-ruppig produziert worden, was aber sehr gut zu der Mucke passt. Mit US-Metal ala Manowar/Sword/Helstar & Co würde ich die Band mal charakterisieren. Sie haben ihre Vorbilder sicher oft gehört und musikalisch gibt es nicht wirklich viel auszusetzen. Sänger Todd ist die Trumpfkarte der Band, sein klares Organ kommt ziemlich gut aus den Lautsprechern. Woran es etwas hapert ist m.E. die Abwechslung. Das gesprochene Intro klingt sehr nach unseren Kriegern um Eric Adams, worum es hier geht ist mir aber nicht bekannt, denn mir liegen die Texte nicht vor. "Shadows in The Maze" knallt gut als Opener und überzeugt durch den speedigen Rythmus und die eher getragenen Choruspassagen mit mehrstimmigen Chören. "Powerhouse" lässt die Doublebass erzittern, ich könnte mir vorstellen, dass die Truppe live auch sehr gut abgeht. "Time" hat einen gut ins Ohr gehenden melodischen Refrain, der beste Song gehört zu den Highlights der Scheibe. Überhaupt muss man sagen, dass besonders an den Chören sehr gefeilt wurde. Das klingt doch
alles überzeugend und professionell. Leider macht sich auf Dauer (und das sind bei einem Intro und 9 Songs nur 40 Minuten) etwas Langeweile breit, weil die Songs doch sehr ähnlich aufgebaut sind und sich auch vom Tempo her ziemlich ähneln. Da könnte man noch etwas daran arbeiten. Manche "Schlachtsongs" klingen auch etwas zu gewollt Manowar-mäßig, ohne natürlich deren (ehemalig?) Klasse zu erreichen. Ab und an blitzen auch mal Iron Maiden-Riffs durch. Dass Todd auch King-Diamond-mäßige Schreie drauf hat beweist er im Titelsong. Mit dem akustischen "Endless Ocean" kommt dann endlich auch etwas mehr Abwechslung rein, eine willkommene Verschnaufpause. Sehr gelungen auch hier wieder der Chorgesang, eine wirklicher Stärke von Sceptor. "Rock City" läßt die Scheibe dann wieder mit einem harten Kracher ausklingen, wenngleich dabei die Lyrics doch sehr klischeehaft daherkommen. Sicher nicht alles Gold was glänzt, aber eine durchaus gelungene Scheibe, die US-Metal-Jünger sicher noch höher bewerten werden als ich mit 6,5 Punkten. 
Well done mit Luft nach oben. Wer die Livequalitäten von Sceptor antesten will hat am 15.09 in Speyer Gelegenheit dazu. Macht sicher Laune.

Donnerstag, 30. August 2012

Bedemon - Symphony Of Shadows


Band : Bedemon        Album : Symphony Of Shadows
VÖ : 25.08.2012       58:52 min.
Label : Svart Records     Homepage : www.bedemon.com

Wertung : 6 von 10

Freunde des Doom Metal werden wohl ihre helle Freude haben, kehrt doch mit Bedemon eine Untergrundlegende des dunkelsten Metal-Genres auf den Markt zurück. "Symphony Of Shadows" heisst das Album und wird dieser Tage auf Svart Records erscheinen. Aber was heisst "zurück", irgendwie waren die Amis ja nie richtig da. Deshalb schlage ich eine kurze Aufklärung vor und fange mal ganz weit vorne an:
Doom Metal wird allgemein als finstere, langsame und riffbetonte Spielart des Metal bezeichnet. Die bekannteste Band, Black Sabbath und vor allem deren erste, gleichnamige Platte werden immer wieder als Meilenstein und Mutter aller Doom-Alben herangezogen. Spätere Gruppen, insbesondere Trouble, Pentagram und Saint Vitus (USA), die britischen Witchfinder General oder die Schweden Candlemass haben den Doom fest in der Szene etabliert und eine treue Fanschar anwachsen lassen. Weitere bemerkenswerte Bands wie Cathedral, Electric Wizard, Count Raven etc. etc. haben im Laufe der Jahre diverse Spielarten kreiert auf die ich aber aus Zeit- und Platzgründen hier nicht eingehen kann. Letztenendes muss man den Doom-Metal trotz steigender Beliebtheit aber noch immer als Spartenmusik bezeichnen...

Zurück zum Wesentlichen...welche Rolle haben Bedemon gespielt und warum haben sie Legendenstatus erlangt ? Nun, der launische Einzelgänger Randy Palmer, Horrorfilm-Junkie, Autor, Heftjournalist und Liebhaber düsterer Soundtracks stösst Anfang der 70er Jahre auf die Eingangs erwähnte erste Platte von Black Sabbath und ist von der düsteren, angsterfüllenden Atmosphäre sofort fasziniert. "When I first heard those crushing doom chords of the first song, 'Black Sabbath', I sat in stunned silence," so Randy. "Here was exactly what I always wanted, although I didn't know I wanted it, because until it existed I just couldn't have imagined it! It was like horror movie music being played with heavy guitars & tons of volume!" . Ein paar Jahre später, 1973, entscheidet Hobbygitarrist Palmer, Teile seiner eigenen düsteren Aufzeichnungen und Texte musikalisch umzusetzen. Nach Sabbath-Vorbild, versteht sich. Allerdings hat er kein Interesse daran eine eigene Band zu gründen.
So kommt es 1974 zu einer ersten Begegnung zwischen Randy Palmer, dem Sänger Bobby Liebling und dem Drummer Geof O'Keefe. Liebling und O'Keefe hatten drei Jahre zuvor einen Chaoshaufen namens Pentagram gegründet, welcher aber nicht ins Rollen kam, so blieb neben Toilettenputz-Jobs Zeit für ein Nebenprojekt. Zusammen mit dem Bassisten Mike Matthews macht man sich also an die Arbeit. Das Bedemon-Projekt und die Band Pentagram verschmelzen über dies hinaus zeitweise zu ein und demselben Ding (Palmer spielt zeitweise Gitarre und O'Keefe trommelt für Pentagram), so kommt es dass die Arbeiten immer wieder für lange Zeiträume unterbrochen werden. Und es bleibt, die Drogensucht und technische Unzulänglichkeiten haben ihr Übriges getan, bei höchst unprofessionellen Proberaumaufnahmen aus dem Pentagram-Keller, die erst im Jahr 2005 unter dem Arbeitstitel "Bedemon - Child Of Darkness" den offiziellen Weg in die Plattenläden finden. So miserabel diese Aufnahmen tontechnisch auch sind, der musikalische Inhalt ist erhaben. Aus diesem Grunde kursierten lange Jahre vor Veröffentlichung bereits Bootlegs (Palmer hatte einem Pentagram Fan in einem unüberlegten Moment ein Tape geschenkt), welche sich im Handumdrehen verbreiteten und ihre Wirkung nicht verfehlten. Palmer selbst sah Zeit seines Lebens übrigens keinen Cent für seine Arbeit. Hier endet der erste Teil der Geschichte einer Band, die keine war...



Wie soeben angedeutet lebt Randy Palmer nicht mehr. Er starb am 8.8.2002 an den Folgen eines unverschuldeten Autounfalls. Sein musikalischer Nachlass besteht neben den C.O.D, Sessions aus weiteren, unvollendeten Aufnahmen. Ab Mitte 2001 hatte er angefangen an einem Bedemon-Revival zu arbeiten, inklusive aller damaligen Mitstreiter. Da Sänger Bobby Liebling aber zwischenzeitlich aufgrund seiner jahrelangen Drogensucht körperlich angeschlagen und auch wegen seiner Hauptband Pentagram unabkömmlich war, blieb das Ergebnis dieser Arbeit vorerst ohne Gesang, deshalb sollte nach Abschluss der Basis-Tracks ein neuer Sänger ausgewählt werden. Erfreut über das Ergebnis dieser Arbeit hatte Palmer bereits beschlossen, Bedemon zu einer festen Band werden zu lassen. Auch sollten die C.O.D. Tracks neu überarbeitet werden, doch dann schlug das Schicksal wie erwähnt erbarmungslos zu.

O'Keefe und Matthews hatten nun zu entscheiden was geschehen soll. Sie wählten den Sänger dessen Demo-Tape Palmer sich noch angehört und für gut befunden hatte: Craig Junghandel. Mit diesem Mann am Mikro sind nun folgende neun Tracks zu bestaunen:

1. Saviour
2. Lord of Desolation
3. Son of Darkness
4. The Plague
5. D.E.D.
6. Kill You Now
7. Godless
8. Hopeless
9. Eternally Unhuman


Das mir vorliegende "neue" Material lässt sich leider aufgrund der Tatsache dass es sich um digitale Downloads handelt nur schwer einordnen. Es ist mir somit leider nicht möglich zu beurteilen ob der muffige Sound den ich höre, auf der Kauf-CD oder Vinyl Version ebenso klingt, oder ob es nur an der MP3 Qualität liegt. Schade dass diese Frage nicht geklärt werden kann.
Inhaltlich gibt es an Symphony Of Shadows nichts auszusetzen...wie eingangs erwähnt werden Doom-Jünger voll auf ihre Kosten kommen. Craig Junghandel kann getrost als Entdeckung gefeiert werden, seine Vocals passen zur Platte wie der berühmte Arsch auf den Eimer.


Der Aufbau der Songs folgt einem Schema dass nicht unbedingt als revolutionär bezeichnet werden muss. Langsame, tiefergelegte Gitarrenriffs...ein präzises, trockenes Schlagzeug und ein hörbarer aber unspektakulärer Bass bilden das Fundament. Junghandels Gesang, chorale Backingvocals und gelegentliche Ausflüge in Form eines Gitarrensolos machen aus den Stücken eine amtliche Angelegenheit. So entsteht eine tief in den Anfängen unserer heissgeliebten heutigen Doom-Musik verwurzelte Atmosphäre, die keinerlei Anspruch auf Perfektion erhebt...sehr wohl aber eines möchte: Den Hörer abhohlen auf eine einstündige Reise in die Welt des traditionellen Doom Metal. Cool, fett, hart und vor allem düster. Und genau das gelingt den Jungs. Die Platte folgt diesem roten Faden von Anfang an, wodurch sich die Scheibe gut an einem Stück durchhören lässt.
Wer allerdings perfekt produzierten Metal erwartet, sollte sich die Platte vorher einmal anhören. Wie erwähnt kann ich den Sound schlecht beurteilen, bin selber allerding auch kein High-End Fanatiker, dafür gibt es auf dem Metal Sektor einfach zu viele Low-Budget Produktionen.
Symphony Of Shadows startet mit Saviour sofort ohne langes Schnickschnack durch. Die düstere Atmosphäre verbreitet sich trotz Uptempo sofort. Geil finde ich dass trotz erwähnter Defizite alle Instrumente zu hören sind, und die Gitarrenriffs zusammen mit Junghandel's Vocals die Stimmung machen. Das geht mit dem wesentlich getrageneren Lord Of Desolation weiter, das mit einem finsteren Sprechgesang und einem gelungenenen Gitarrensolo punkten kann. Der Übergang zur nächsten Nummer Son Of Darkness wurde bei Black Sabbath geklaut, ich weiss nur grad nicht bei welcher...passt aber. Son Of Darkness wird von einem tonnenschweren Riff dominiert, und weiss durch den Wechsel zwischen anfänglich angezogener Handbremse und Temposteigerung zum Ende zu überzeugen. The Plague ist die Ruhe vor dem Sturm, denn mit D.E.D. kommen wir zum ersten Highlight. In der 7-minütigen Nummer lassen die Bedemons die Zügel schleifen und verlieren sich in einem geil und fett groovenden Mittelteil der zum Kopfnicken (sagt man heute noch Headbangen, wo das doch gesundheitsschädlich ist?) einlädt. So soll es sein und kann gern so weitergehen. Track Nummer sechs, Kill You Now schlägt aber in eine andere Kerbe, hier dominiert ein geiler Drumbeat inklusive passender Handclaps, im langsameren Mittelteil bekommen wir ein Bass- und Gitarrensolo geboten, so geht die kurzweilige Nummer zügig vorbei. Godless enttäuscht mich ein wenig, rauscht etwas uninspiriert an mir vorbei, das Gitarrenriff will nicht enden und auch sonst passiert hier nicht viel sensationelles. Ein kurzes Break und das war's. Was aber nicht an Craig Junghandel liegt, der reisst die 9-Minuten-Nummer noch ein wenig heraus...
Mit Hopeless, ebenfalls ein 9-Minüter, legen Bedemon nochmal 'ne Schippe drauf. Das Songwriting hat es in sich, von Eintönigkeit keine Spur, Tempiwechsel und ein passender Keyboardteppich zwischendurch lassen auf ein ansprechendes Ende einer bisher passablen Platte hoffen...zeitweise driftet man hier sogar in Monster Magnet'sche Klangteppichgefilde ab. Was an Godless zu lang war hätte die Band hier gerne dranhängen dürfen...Bravo. Eternally Unhuman hat jedoch, ähnlich wie Godless, ausser einem Akustikteil im Mittelteil nicht wirklich viel zu bieten und wirkt sehr gepresst und leider...einfallslos. So schliesst die Platte mit einer etwas schwächeren Nummer ab. Schade, mit etwas mehr Pfiff hätte man das vermeiden können.

Was bleibt ist ein Album, welches sicher von seiner Vorgeschichte lebt, dem Ganzen Drumherum um den Mythos Bedemon und Pentagram. Alles in Allem eine hörenswerte Platte, aber kein Meilenstein.

















The Darkness - Hot Cakes





Band: The Darkness
Album: Hot Cakes
Spielzeit: 56:53 min.
Plattenfirma: Pias Recordings
Veröffentlichung: 20.08.2012
Homepage:  theactualdarkness.com


WERTUNG: 9,5 von 10
 

 Tracklist:
 
1. Every Inch of You
2. Nothin's Gonna Stop Us
3. With A Woman
4. Keep Me Hangin' On
5. Living Each Day Blind
6. Everybody Have A Good Time
7. She Just A Girl, Eddie
8. Forbidden Love
9. Concrete
10. Street Spirit (Fade Out)
11. Love Is Not The Answer
12. I Can't Believe It's Not Love (Acoustic Demo)
13. Love Is Not The Answer (Acoustic Demo)
14. Pat Pong Ladies (Demo Mix)
15. Cannonball (Long Version)


Im Jahr 2003 starteten the Darkness furios mit ihrem Debut "Permission To Land" durch und insbesondere in UK waren sie gleich Megaseller. Der Rest der Welt reagierte eher reserviert und vor allem an den hohen Schreien von Frontman Justin Hawkins schieden sich die Geister. Manche gar sahen in Ihnen einfach eine Comedytruppe. 2 Jahre später erschien dann "One Way Ticket To Hell...and back" und vorbei war es mit der Herrlichkeit. Das Teil floppte immens (auch in UK) und die Band trennte sich wenig später unter anderem auch wegen einiger Drogeneskapaden der Bandmitglieder. Solo lief es für Justin Hawkins eher schlecht als recht und so stehen The Darkness anno 2012 wieder an der Startlinie mit ihrem neuen Album "Hot Cakes".
Um ehrlich zu sein habe ich den Flop von "One Way Ticket To Hell..." nie richtig verstanden, war das Album meiner bescheidenen Meinung nach dem Debut bei Weitem überlegen. Die neue Scheibe ist eine Art Mischung aus den ersten beiden und unverkennbar "The Darkness". Auch heuer werden sich wieder die Geister an der Stimme scheiden, sieht man da aber mal drüber hinweg bleiben einfach qualitativ hochwertige Rocksongs, die clever komponiert und arrangiert sind und eine gute Mixtur aus Queen und AC/DC darstellen. Zu den Songs im Einzelnen: "Every Inch Of You" gibt die Marschrichtung vor, höchst melodiös mit Hymnencharakter, der Sound ist trocken und erdig und passt super zu der Mucke. Gemixt hat das Ganze übrigens Bob Ezrin, seines Zeichens Producerlegende. "Nothing's Gonna Stop Us" drückt das Gaspedal weiter runter, hierzu gibt es auch ein witziges Video. Ebenfalls ein klasse Song und die hohen Eier-Kneif-Schreie halten sich noch in Grenzen. "With A Woman" hält locker das Niveau, ebenfalls ein kleiner Hit. Langsam aber sicher wir einem unheimlich - wenn es so weitergeht, steht einem eine wirklich positive Überraschung ins Haus. "Keep Me Hangin' On" hat einen ohrenschmeichlerischen Chorus, den man so schnell nicht aus dem Ohr bekommt und hat auch den Stempel "hitverdächtig". "Living Each Day Blind" enthält dann die für The Darkness typischen Queen-Einflüsse in Form von bombastischen Chören und einer Gitarre, die stark an Brian May erinnert. Ein absolutes Highlight. "Everybody Have A Good Time" wird getragen von einem Atze-Detze-Riff par Excellance, ein wirklich sehr simpler Rocker, der aber Laune macht, wie ja der Titel schon vorgibt. "She's Just a Girl Eddie" bedient die Uptempo-Fraktion und man muss wirklich sagen, dass sich die Jungs, allen voran Justin, besonders Mühe bei den Chorussen gemacht haben, die stechen wirklich vorzüglich heraus und bleiben im Gehörgang kleben. "Forbidden Love" macht da keine Ausnahme, ist vielleicht eine Spur zu kitschig aber nichtsdestotrotz kein Skip-Song. In "Concrete" schwingt sich Justin wieder in höchste Höhen, der Track ist eher etwas proggig für Darkness-Verhältnisse. "Street Spirit (Fade Out)" ist ein sehr gelungenes Cover eines Radiohead-Songs. An der Stimme von Thom Yorke scheitern ja auch manche Zuhörer, von daher passt das hier an sich ganz gut. Mit "Love is Not The Answer" gibt es als Rausschmeisser nochmal einen etwas ruhigeren Track, der ebenfalls mit einer unwiderstehlichen Melodie ausgestattet ist. Eine potentielle Single sicherlich. Wer Käufer der Deluxe Edition ist, die wieder einmal schwer ans Herz gelegt werden sollte, bekommt noch 4 hochwertige Bonusstücke. Zum einen "I Can't Believe It's Not Love", eine  schöne locker-flockige-Sommer-Akustiknummer, die Akustik-Version von "Love Is Not The Answer" hat auch ihren Charme. "Pat Pong Ladies" ist ein reiner Fun-Song und beim allerletzten Track, dem rockigen "Cannonball", das wieder etwas an Angus und Co. angelehnt ist, gibt sich Jethro Tulls Ian Anderson die Ehre mit einem genialen, unverkennbaren Flötensolo. Sehr geil und an sich fast unverständlich, dass so ein Track nur als Bonus-Song verbraten wird.
Fazit: "Hot Cakes" ist für mich DIE Überraschung des Sommers und stellt nach derzeitigem Stand für mich die beste der drei Darkness-Platten dar. Das war in dieser Form nun wirklich nicht zu erwarten. Wer die Jungs live sehen will, muss sich 2012 ein Ticket für Lady Gaga kaufen, eine doch etwas seltsame Zusammenstellung, denn die Zielgruppen sind da m.E. doch nicht gerade deckungsgleich. Zu hoffen ist, dass "Hot Cakes" erfolgreich werden wird und die Engländer hierzu auch ausgiebig eine eigene Tour durchziehen werden. Die Scheibe des Sommers 2012!

Dienstag, 28. August 2012

Unherz - Die Wahrheit liegt dazwischen

Band: Unherz
Album: Die Wahrheit liegt dazwischen
Spielzeit: 43:56 min.
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 24.08.2012
Homepage: www.unherz.de

WERTUNG: 7 von 10

Trackliste:

01. Schmerz Neu Definiert
02. Mein Weg Mein Wille Mein Leben
03. Seite An Seite
04. Benzin
05. Paranoia
06. Dieser Traum
07. King Kongs Schwester
08. Jag Mich Zum Teufel
09. Nur Wenn Du Träume Hast
10. Leuchtfeuer
11. Alles Was Ich Will (Bonus)

Deutschrock mag für manche Rezensenten wie ein rotes Tuch für den spanischen Stier sein - UNHERZ haben sich diesem jedoch mit Leib und Seele verschrieben. Warum man allerdings eine härtere Gangart Richtung Metal angekündigt hat, stimmt mich nachdenklich, denn davon ist auf der neuen Scheibe "Die Wahrheit liegt dazwischen" nicht viel zu merken. Noch immer dominieren ONKELZ-Riffs und punkige Ausflüge mit den leider nicht sonderlich tiefschürfenden Texten. UNHERZ stehen mehr für Party, denn für Nachdenkliches. Darauf deutet auch das eindeutige Cover hin, welches für so manchen Chauvinisten eine wahre Augenweide darstellt.

Doch kommen wir zur Mucke, denn die ist das, was zählt. Der Einstieg ist mit "Schmerz Neu Definiert" ganz gut gelungen, macht jedenfalls Laune ohne großartig im Gedächtnis zu bleiben. Doch was kommt dann? Das anfängliche Break bei "Mein Weg Mein Wille Mein Leben" ist ja total verhunzt. Was habt ihr euch dabei gedacht? Lasst doch das Intro einfach weg, denn der restliche Song weiß mit seinen gefälligen Melodien, dem coolen Text und einem hohen Mitsingfaktor absolut zu überzeugen. Besonders live dürfte er richtig Gas geben. Etwas "epischer", weil mit dezentem Keyboardeinsatz, tönt "Seite An Seite" aus den Boxen und langweilt leider schon ein wenig. "Benzin" erinnert mich stark an DRITTE WAHL, allerdings mit einem schwachen Text. Erst bei "Dieser Traum" können mich UNHERZ wieder überzeugen, klingt ehrlich und frisch.

Über den Text zu "King Kongs Schwester" hülle ich den Mantel des Schweigens - da haben UNHERZ versucht die "Elke" der ÄRZTE auf niedrigerem Niveau neu zu interpretieren. "Jag mich zum Teufel" bietet dann wieder Standardkost, das ruhige "Nur Wenn Du Träume Hast" ist ebenfalls nicht schlecht, aber auch nicht richtig geil. Erst als die Folkeinflüsse bei "Leuchtfeuer" die Vorherrschaft gewinnen, pfeife ich wieder mit. Cool und abwechslungsreich. Auch der Bonustrack "Alles Was Ich Will" hat mit Metal nix am Hut und klingt nach schnell am Lagerfeuer gespielt - ordentlich ist es trotzdem.

Und genau das ist auch das Fazit meinerseits zu "Die Wahrheit liegt dazwischen" - trotz aller Kritik ist UNHERZ ein ordentliches Album gelungen, das zwar an die großen Bands nicht heran kommt - als Gelegenheitsalbum auf der Party aber für gute Laune sorgen kann.

Markus



Montag, 20. August 2012

Testament - Dark Roots Of Earth

Band: Testament
Album: Dark Roots Of Earth
Spielzeit: 76:16 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 30.07.2012
Homepage: http://www.testamentlegions.com


WERTUNG: 9 von 10    

Tracklist:

01. Rise Up
02. Native Blood
03. Dark Roots Of Earth
04. True American Hate
05. A Day In The Death
06. Cold Embrace
07. Man Kills Mankind
08. Throne Of Thorns
09. Last Stand For Independence

Bonus:
10. Dragon Attack (QUEEN cover)
11. Animal Magnetism (SCORPIONS cover)
12. Powerslave (IRON MAIDEN cover)
13. Throne Of Thornes (extended version)

+ Bonus DVD


Ganze 4 Jahre haben sich die Bay Area Old-School-Thrasher von Testament Zeit gelassen, um ihr neues Werk "Dark Roots Of Earth" vorzulegen. Bei einer derzeit langen Wartezeit darf man Großes erwarten und ich nehme es mal vorweg, man wird nicht enttäuscht. Testament überholen locker flockig ihre Kollegen von Metallica (wobei das nach "Death Magnetic" ja ein Leichtes ist) und auch die letzten beiden Scheiben von Megadave Mustaine & Co.  "Rise Up" gibt gleich die Marschrichtung vor und ist ein formidabler Thrasher vor dem Herren, ohne aber auf eine eingängige Melodie und einen knackigen CHorus zu verzichten. Das sind die Testament, die man auf "The Legacy" oder auch "The New Order" kennen und lieben gelernt hat. War die letzte Scheibe "Formation Of Damnation" doch etwas arg Death-Metallisch angehaucht, so ist die Neue bei weitem eingängiger ohne jedoch groß den Härtegrad herunterzuschrauben. Und Testament haben ja auch ein As im Ärmel, das auf den Namen "Alex Skolnick" lautet, wohl DEM besten Gitarristen im gesamten Speed/Thrash-Bereich, der sich aber mittlerweile ja auch im Jazz-Bereich einen Namen erspielt hat. Und wenn man dort was zählt muss man es drauf haben und das hat er. Das "When I say Rise up - you say WARRRRR" wird im Moshpit auf der nächsten Tour sicher ein Highlight darstellen. "Native Blood" nimmt das Tempo weiter auf. Highlight hier die Bridge zum Chorus mit knallenden Doublebass-Drums aber trotzdem virtuos und sehr melodisch. Man merkt, dass da Könner am Werk sind. Und dann der Sound: Ein echter Traum - genauso muss eine Thrash-Scheibe klingen, Andy Sneap hat da wirklich ganze Arbeit geleistet. Der Sound knallt an allen Ecken und Enden dennoch sind alle Instrumente detailliert zu hören. So wird es gemacht! Der Titeltrack ist dann etwas langsamer aber auch hier ein klasse Refrain, der Song wird sicher auch live ein Kracher werden.
"True American Hate" war die Vorabveröffentlichung der Scheibe und geht im Chrous leicht Richtung Growl-Vocals aber dennoch bleibt die Melodie im Ohr hängen und der Song entwickelt sich zu einem richtig kleinen "Hit". Kein Durchhänger bislang. " A Day in The Death" nimmt dann etwas den Fuss vom Gas, was aber auch zugunsten der Abwechslung guttut. Viele Thrashalben gehen ja in jedem Song voll auf die Zwölf und werden dadurch langweilig auf Dauer. Hier ist Abwechslung aber gegeben, alleine schon durch das geniale Gitarrenspiel von Skolnick und auch die hammermäßigen Drums von Drummer-Legende Gene Hoglan. "Cold Embrace" knackt die 7-Minuten-Marke und Chuck Billy beweist dabei, dass er nicht nur "evil" klingen kann sondern auch einen gefühlvollen Gesang im Repertoire hat. Eine Nummer, die etwas an selige "Sanitarium"-Zeiten von  Metallica erinnert. "Man Kills Mankind" ist dann wieder mit einem sehr griffigen Chorus versehen und Hoglan tritt seine Bassdrums, als wenn es kein Morgen gäbe. "Throne Of Thorns" erinnert von den Riffs etwas an proggige Iron Maiden, neben Skolnick sollte man auch Eric Peterson nicht vergessen, der auch für das eine oder andere gelungene Solo zuständig ist. Mit Track 9 in Form von "Last Stand for Independance"  wird der offizielle Teil schon abgeschlossen, in diesem Fall nochmal eine richtige Speedgranate mit einigen Breaks versehen.
Wer die Digibook-Edition sein Eigen nennt (und das sei hier einmal schwer empfohlen alleine schon wegen des hochwertigen Artworks) bekommt noch 4 Bonustracks: Zum einen "Dragon Attack" von Queen's 1980er - Werk "The Game". Wer sich jetzt nicht vorstellen kann, wie Chuck Billy Freddie Mercury interpretiert, dem sei gesagt, dass die Jungs das Stück sehr eigen interpretieren, was aber auch den Reiz daran ausmacht. Am Schluß gibt es dabei als Gag sogar noch einen "We Will Rock You"- Drumbeat. Eine gelungene Coverversion und das sage ich als Queen-Fan hoch Vier.  Brian May himself  hat übrigens auf seiner eigenen Seite der Version sein "Animal Magnetism" ist auch eine etwas überraschende Wahl für ein Scorpions-Cover, nicht gerade eines ihrer bekanntesten Tracks. Mit "Powerslave" gibt es dann noch das Titelstück der 1984er Maiden LP. Dies wird jedoch im Gegensatz zu "Dragon Attack" sehr nahe am Original gehalten, aber ein Maidentrack ist eben ein Maidentrack und da sollte man nicht allzu viel verfremden.  Zuguterletzt gibt es dann noch eine etwas längere Version von "Throne Of Thrones". Auf der Bonus-DVD gibt es ein "Making Of" der Scheibe, die man allerdings von den "Webisodes" der Testament - Homepage bereits kennt, 6 Livetracks, die jedoch sehr bootlegmäßig von der Qualität ausgefallen sind sowie eine "Gear-Tour" mit Skolnick und Peterson, welche ganz interessant anzusehen ist.
Alles in allem eine der besten Testament-Scheiben überhaupt, die zurecht sehr erfolgreich angenommen wurde bislang (Deutschland Top 10 und USA Billboard Top 20 und auch in anderen Ländern gut vertreten).
Metallica & Co könnten sich glücklich schätzen, eine derartige CD abzuliefern. Aber wozu - man hat doch Testament und das ist gut so. Slayer müssen da jetzt schon was Grandioses nachlegen.
Neun fette Points!

Samstag, 18. August 2012

BONRUD- SAVE TOMORROW


Band: Bonrud
Album: Save Tomorrow
Spielzeit: 46:41 min.
Plattenfirma: Escape Music
Veröffentlichung: 21.09.2012
Homepage: http://www.bonrud.com/

 

WERTUNG: 8,5 von 10    

Tracklist:


01. We Collide (3:45)
02. Bullet in the Back (3:32)
03. American Dream (2:59)
04. Save Tomorrow (3:35)
05. Liquid Sun (5:14)
06. I'd Do Anything (3:31)
07. Last Sunrise (3:59)
08. Torn Apart (3:41)
09. Blinded (3:04)
10. Dominoes (4:00)
11. You're the One (4:38)
12. End of Days (4:43)


Paul Bonrud dürfte den wenigsten etwas sagen, bislang gab es  unter dem Banner "Bonrud" ein Album , welches schon Jahre zurückliegt und nur in Japan einen Achtungserfolg erzielt hat. Nun kommt Multiinstrumentalist Paule also mit seinem Zweitwerk um die Ecke, welches auf den Titel "Save Tomorrow" lautet. Erstmal muss ich für das absolut dümmliche Cover den ersten Punktabzug geben. Was will der Künstler uns damit wohl mitteilen?? Das geht schon mal gar nicht und in der Hoffnung auf einen besseren Inhalt als die Verpackung wird an die Musik herangegangen. Herr Bonrud schart da einige Hochkaräter um sich. Zum einen Produzentenlegende Keith Olsen (Ozzy/Fleetwood Mac/Sammy Hagar und viele mehr) als Coproduzenten und zum anderen Richard Baker an den Keys, den man von Saga oder Santana kennt. Gemastered wurde das Ganze dann in Seattle von Steve Hall, der auch schon für Richard Marx, Madonna und Alice in Achains verantworlich zeichnete. Dem Sound merkt man das aber leider nicht an, zumindest nicht der Vorabversion, denn diese klingt seltsamerweise recht spröde und zu trocken für meinen Geschmack. Ich habe aber langsam das Gefühl, dass es die Mucker wirklich ernst meinen mit so einem Sound und der voluminöse 80er Klang offenbar wirklich nicht mehr gefragt ist. Meines Erachtens gehört dieser jedoch zu einem Melodic-Album dazu aber da mag ich langsam alleine dastehen mit meiner Meinung. Wie auch immer - wie sind denn nun die Songs auf "Save Tomorrow"? Glücklicherweise besser als Sound und Cover! "We Collide" ist eine mitreißende Eröffnungshymne, bei dem vor allem Rick Forsgren seinem Spitznamen "Four Octaves" gerecht wird. Und Paul Bonrud an der Klampfe zieht auch alle Register. So kann es weitergehen. "Bullet in The Back" ist ein etwas düsterer Stampfer, der irgendwie Klasse hat vor allem mit dem etwas "krumm" (nicht im negativen Sinn gemeint) sich wiederholenden Gitarrenzwischenpart. Sicherlich kein 08/15 Track, wie auch die ganze Platte sich relativ schlecht einordnen lässt und doch eine sehr eigenständige Identität aufweist. Die meisten Songs bewegen sich zwischen drei und vierMinuten, aber bei jedem Hören erkennt man neue Details, bei denen man hört, dass sich die Jungs wirklich große Mühe gegeben haben. "Save Tomorrow" ist ein richtiger kleiner Hit, der mit ein bisschen Promotion durchaus Chancen auf Airplay hat, sofern es überhaupt noch Radiostationen gibt, die gute Rockmusik spielt. Mit das Highlight der Scheibe. "Liquid Sun" ist die erste Ballade der CD, etwas bluesig angehaucht und auch nicht gerade eine "Ballade nach Zahlen", sehr gelungen das Stück, bei dem auch wieder der kristallklare Gesang hervorsticht und die gut arrangierten Chöre. Wenn da nicht der trockene Sound wäre - der Song mit einem nicht nach "flupp flupp" klingendem Schlagzeug wäre noch eine Nummer geiler. "I'd Do Anything" steht dem Titeltrack in nichts nach, eine mitreißende Melodie, der Song wird offenbar von Paul Bonrud und Forsgren im Duett gesungen, der zweistimmige Chorus ist ein echtes Highlight.  "Last Surprise" ist der erste (und auch einizige!) Ausfall und dümpelt mehr oder weniger vor sich hin, was aber das nachfolgende "Torn Apart" mit seinem locker-flockigen AOR-Chorus locker wieder wettmacht. Ein richtiger"Summer-Sound". "Blinded" hält das hohe Niveau und erinnert mich etwas an die legendäre Scheibe von Mark Free's "Signal"-Truppe (sofern die noch jemand kennt). "Dominoes" startet sehr balladesk um sich dann aber wieder zu einer charmanten Hymne zu entwickeln. Die Melodien haben die Jungs wirklich drauf und die Scheibe macht wirklich Laune. "You're The One" erinnert etwas an vergangene, rockige Bryan-Adams-Zeiten, die aber leider schon lange zurückliegen und mit dem passend betitelten End Of Days" klingt die Scheibe knackig aus. Was bleibt sind klasse Songs mit einer tollen Melodieführung, abwechslungsreichen detailverliebten Arrangements von einem Sänger der Champions League vorgetragen. Abstriche gibts für den doch etwas enttäuschenden Sound und das lächerliche Cover, welches der Musik bei weitem nicht gerecht wird. Für mich somit 8,5 Punkte mit gehörig Luft nach oben.

Chris Kramer - Kramer Kommt !


Interpret : Chris Kramer    Titel : Kramer Kommt !

VÖ : 03.02.2012 ...... Blow Till Midnight Musikverlag GmbH / Sony ..... Spielzeit : 51:07



Wertung: 9 von 10

Chris Kramer ist anders und er ist stolz darauf, so stellt es der Interpret himself im Opener "Ich bin anders" ziemlich selbstbewusst klar. Was aber ist anders an Kramer respektive dessen aktuellem, bereits im Februar veröffentlichten Album ?

Der Mann ist Musiker, Songwriter, Buchautor und Musiksachverständiger in Diensten diverser TV Sender in Personalunion. Nebenbei unterrichtete er (setzt aber momentan damit aus) in den letzten 17 Jahren ca. 12000 Menschen in seinem Spezialgebiet, der Mundharmonika. Dieses Instrument, speziell die Blues Harp, scheint seine Bestimmung zu sein, das hört man "Kramer Kommt !" in jedem Moment an. Die Leidenschaft und das Talent für die Harp hat Kramer vom Vater, der ihm diese in jungen Jahren schmackhaft gemacht hat, geerbt. Mutter kaufte dem kleinen Chris noch ein Banjo dazu, schon war der Weg vorbestimmt. Das innige Verhältnis zwischen Sohn und dem leider verstorbenen Vater wird in der phänomenalen Ballade und Schlussnummer "Ein Teil von Dir" mehr als deutlich. Was für ein Glück, seine Eltern dermaßen zu lieben..."Drachenblut" und "Abschied nehmen" lassen dies ohne übertriebene Sentimentalitäten oder Pathos ebenfalls kurz zwischen den Zeilen erahnen.

Nun ist die Eingangsfrage aber noch immer nicht geklärt: Was also macht dieses Album besonders...ist es überhaupt "anders" ?

Oberflächlich betrachtet ist "Kramer Kommt !" ein deutschsprachiges Bluesrockalbum (was ja an sich bereits eine Seltenheit wäre), jedoch jenseits aller eingetretenen Pfade abwechslungsreich und taufrisch wie die Sonne die Dir Sonntagsmorgens die Nase kitzelt. In 14 Songs schneidet Kramer sowohl textlich als auch musikalisch verschiedenste Themen auf eine spritzige und stilsichere Weise an dass es eine wahre Freude ist. Vom satten Bluesrock mit ausuferndem Harp-Solo über groovenden harten Rock bis zur gefühlvollen Ballade hat "Kramer Kommt !" einiges zu bieten. In seiner Reminiszenz an Bo Diddley "Bo" hören wir gescratchte Einlagen, von irgendwo her kommt ein Piano ins Spiel (Mädchen aus Berlin), dann schleicht sich eine Bottleneck heran und plötzlich holt einer die Jazzgitarre raus. Dazu dürfen wir immer wieder Kramers ausgezeichnetem Harpspiel zuhören. Toll.

Kramer erzählt uns seine Erlebnisse, Lebensweisheiten und Angewohnheiten, und man nimmt sie ihm irgendwie ab, ohne sich an bekannte, massenkompatible Deutschrocker, die ihren frühen, bluesbasierten Erfolgsalben hinterhertrauern, erinnert fühlen zu müssen. Im Gegenteil, hie und da fühlt man sich an sich selbst erinnert (Ordentlich bin ich nur Gelegentlich) und schmunzelt vor sich hin.
Hinzu kommt dass Kramer, der im Laufe seiner Karriere mit vielen Szene-Größen zusammengearbeitet hat, neben seiner Stammband eine Schar bekannter Musiker, unter anderem Mick Taylor (ehemaliger Gitarrist der Rolling Stones), für die Aufnahmen begeistern konnte. Die Anwesenheit dieser Leute eröffnet einem Ideengeber wie Kramer die Möglichkeit, seine Vorstellungen auf angemessene Weise umzusetzen.

Fazit: Chris Kramer überrascht mit einem überaus abwechslungsreichen und spritzigen Album. "Kramer Kommt !" will gerne mehrfach gehört werden und gibt dafür mit jedem Hördurchgang Stück für Stück neue, interessante Details frei.

Denn "Kramer Kommt !" ist......anders.

Die Tracklist:

1 - Ich bin anders
2 - Volle Kraft voraus
3 - Geld, Geld, Geld
4 - Du bist das Licht
5 - Gute Zeiten
6 - Drachenblut
7 - Abschied nehmen
8 - Bo
9 - Mädchen aus Berlin
10 - Betriebsurlaub
11 - Ich trink mir heut 'nen kleinen an
12 - Nie wieder
13 - Ein Teil von Dir


Donnerstag, 16. August 2012

Sexplosion - Powerful As Its Name

Band: Sexplosion
Album: Powerful As Its Name
Spielzeit: 39:02 min.
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: April 2011
Homepage: www.myspace.com/sexplosionrock


WERTUNG: 8,5 von 10    

Tracklist:

She´s Ready To Lick
Don´t Tell Me Who I Am
Afire
Hurting Myself
Love´s Infected
In Loving Memory
The Sick Circus Of Hate´S Architect
You Will Never Change
I Don't Need Anything About You

Das sich in Skandinavien eine Vielzahl von sehr talentierten und bekannten Sleaze/Glam/Hair Metal Bands tummeln, dürfte wohl jedem bekannt sein. Der Süden Europas legt sich, seit einigen Jahren, mächtig ins Zeug und mausert sich langsam zu einer ernsthaften Konkurrenz für den Norden. Ausgerechnet Spanien verfügt über sehr viele talentierte/professionell agierende Newcomer Bands, die für mächtig viel aufsehen sorgen. Dazu zählen die Modern Sleazer SIX MILES AWAY (zu den Einflüssen zählen BUCKCHERRY und THE LAST VEGAS), BABYLON ROCKETS (Sleaze Rock), LEATHER BOYS (Hardrock mit Glam-Einschüben), HARD-WIRES (Glam/Hardrock), STOP STOP! (Sleaze/Glam), NASTY ARMY bzw. JOHNNY B. NASTY (ruppiger SLEAZE), JOLLY JOKER (Glam), MICHELLE (R.I.P. - Mischung aus Classic Rock und Glam) etc. etc. etc.. Sehr löblich ist auch die Einstellung vieler dieser Bands, denn sie stellen ihre Musik, als freien Download zur Verfügung (meistens Flac oder MP3 320 kbit/s Format).

Eine Gruppe sollte man unbedingt noch erwähnen - nämlich SEXPLOSION. Der Vierer sorgt, seit der Veröffentlichung des Debüts "Powerful As Its Name" (2011), für einige Unruhe in der spanischen Szene. Ihr frecher "old school" Sleaze/Hardrock kommt einfach spontan, frisch, voller Spielfreude und absolut authentisch aus den Boxen und sollte jedem Sleaze Fanatiker besonders gut schmecken. Die aus der Landeshauptstadt stammende Formation erinnert an die besten Zeiten von Bands wie G'N'R, TESLA, CINDERRELLA, L.A. GUNS und LOVE/HATE, würzt das ganze noch mit einer guten Portion Eigenständigkeit und rockt einem regelrecht die Falten aus dem Sack.

Die Gruppe wurde im Mai 2009, durch Sänger/Gitarristen Guillermo und Schlagzeuger Juan, ins Leben gerufen und machte auf sich aufmerksam, indem sie jede Möglichkeit eines Auftritts wahrnahm und durch Spanien tourte. 2010 begab sich die Band an die Arbeiten zu "PAIN", welches, im April 2011, das Licht der Welt erblickte und in Eigenregie veröffentlicht bzw. gleich als kostenloser Download (leider nur MP3 128 kBit/s Format) angeboten wurde.

Das Line-Up besteht aus:
G. Starless - Gesang und Gitarre
Alex H. - Gitarre
Fer Ajejas - Bass
Juan Capilla - Schlagzeug

Sänger Guillermo erinnert mit seiner Stimme an eine dreckige Mischung aus Jeff Keith und Axl W. Rose und bietet damit das optimale Organ für den sleazigen Sound der Kollegen. Man hört Alex's Spiel an, dass zu seinen Haupteinflüssen ein ziemlich bekannter Zylinderträger gehört. Er macht nicht den Fehler nur zu kopieren, sondern baut, sehr geschickt, eigene Ideen mit ein und präsentiert sich als vielseitiger/abwechslungsreicher Gitarrist, der durch so manch überraschendes und melodisches Solo überzeugt. Fer und Juan arbeiten ohne Fehl und Tadel und ganz im Dienste der Band. Dabei verzichten sie darauf sich durch irgendeinen Firlefanz in Szene zu setzen, das haben die beiden Herren auch nicht nötig.

Kompositorisch orientieren sich die Partyrocker schon stark an ihre, hauptsächlich, amerikanische Vorbilder und so mancher Song könnte locker auf Scheiben wie "Appetite For Destruction" oder "Blackout In The Red Room" stehen, denn mit diesen Outputs kann das Material, auf dem frechen Debüt, an Qualität und Rotzigkeit absolut und zu jeder Zeit konkurrieren. Auch das Verhältnis aus puren Hard- und Sleaze Rockern ist ausgeglichen, so das für genügende Abwechslung gesorgt ist. Trotz der Ähnlichkeit, zu oben aufgeführten Bands, besteht zu keiner Sekunde das Gefühl, dass es sich bei SEXPLOSION um reine Clone's handelt, denn die Jungs bauen ihre eigene Note ein und sind darauf bedacht ihre starken Songideen in Szene zu setzen.

Gleich zum Beginn starten die Vier energiegeladen, mit dem Opener "She´s Ready To Lick" durch. Der Song erinnert an eine Mischung aus G'N'R und Tesla, was hauptsächlich an Starless Gesangsperformance liegt. Auch kann, die Formation, eine gewisse Affinität, zu den typischen Songstrukturen/Melodien beider Bands, nicht verleugnen. Es wäre aber übertrieben zu behaupten, dass dieser Track eine reine Kopie ist, denn damit es nicht so ist, bauen Gitarrist und Schlagzeuger genügend eigene Ideen mit ein. Kein Hochkaräter, aber ein guter Hard Rock Song, der die Marschrichtung auf "Powerful As Its Name" andeutet - nämlich straighter, kraftvoller Rock. Der Sleazer "Don´t Tell Me Who I Am" überzeugt aufgrund einer kraftvollen Gitarrearbeit und einer sehr straighten Rhthmustruppe. "Afire", versprüht Rotz, stinkt meilenweit in den Himmel nach Schweiss und der Party - Rocker erspielt sich direkt einen Platz in mein Herzchen. Das dreckige Gitarrenspiel, Starless lässiger, rauer Gesang und der geile Chorus lassen mich nicht mehr still sitzen. Am Anfang von "Hurting Myself" bin ich etwas irritiert. Die Gitarren klingen runtergestimmt und sehr düster. Sobald man sich an diesen Sound gewöhnt hat, begeistert der sleazige Rocker auf ganzer Linie. Es folgt ein weiterer, sehr erfrischender Sleazer in Form von "Love´s Infected". Geht gut ab und zählt zu den ganz starken Nummern auf dem Album. ""In Loving Memory" ist ein düsterer, schleppender Hardrock Song, der das Potential hat, eine ganz große Nummer zu werden. Der Song ist aufwendig und intelligent arrangiert, das melodische Gitarrenspiel begeistert sofort und der Sänger liefert eine sehr souveräne Leistung ab. Der packende Gesang/Refrain geht einem nicht mehr aus dem Ohr. Verdammt starker Track! "The Sick Circus Of Hate´s Architect" ist ein ganz fieser, räudiger - im positiven Sinne - Sleazer und erinnert mich an das Material von Jason McMaster (DANGEROUS TOYS). Der Song ist auch zu den Highlights zu zählen, was an den herrlich dreckig klingenden Gitarren und dem abgefahrenen Solo liegt. Die beiden letzten Songs "You Will Never Change Me" und "I Don't Need Anything About You" bieten wieder erfrischenden Sleaze Rock, der kompetent dargeboten wird, aber im Gegenzug zu den vorherigen, wirklich starken Nummern, etwas abfallen.

Die Spanier liefern eine sehr überzeugende Leistung ab und jeder qualitätsbewußte Rocker sollte dem Debüt eine Chance geben.

Für mich zählen die vier Jungs zur Speerspitze des spanischen Sleaze Rock und ich freue mich schon darauf, weiteres Material von ihnen zu hören.

Ich finde die Scheibe einfach nur ehrlich, erfrischend und bereitet mir viel Freude. Dafür vergebe ich ganz schmutzige und nach Schweiss stinkende 8,5 Punkte.

Hier könnt ihr euch "Powerful As Its Name", legal und kostenlos, downloaden:

Viel Spaß mit diesem tollen Album!

Götz

Antichrisis - Not Fade Away

Band: Antichrisis
Album: Not Fade Away
Spielzeit: 73:18 min.
Plattenfirma: Eigenproduktion
Veröffentlichung: Mai 2012
Homepage: www.antichrisis.net

WERTUNG: 8,5 von 10

Trackliste:

1.  Here Comes The Night
2.  Night Train
3.  Ocean’s Too Wide
4.  The Fire Went Out
5.  Who You Are
6.  Have You Been Loved
7.  The Point Of No Return
8.  Shine
9.  Creatures Of A Jade Lagoon
10. Endless Flow
11. Adrenalin
12. Walking With Angels
13. Crossing The Line
14. Restless Years
15. Lament For Kira

Wenn man die Geschichte von ANTICHRISIS Revue passieren lässt, so hat das Schicksal der Band mehr als nur übel mitgespielt - von Pleiten der Plattenfirma über private Schicksalschläge war in den letzten Jahren alles vertreten. Und ich hab ehrlich kaum noch an ein neues Lebenszeichen geglaubt. Um so positiver war ich überrascht als ich auf der Homepage plötzlich was von "Not Fade Away" gelesen hab. Leider nur als Download direkt bei der Band selbst zu bekommen, denn irgendwie hat man nach den bisherigen Erlebnissen keine Plattenfirma gesucht.

Der Qualität der 15 Stücke tut dies keinen Abbruch. Einzig der Drumcomputer mit seinem sterilen Sound kann auf meiner Anlage nicht großartig punkten - doch zu der Art Musik, für die Sid und ANTICHRISIS stehen, passt er ganz gut. Denn die Mischung aus Gothic Elementen, Folk, Pop, viel Gefühl und kleinen Einsprengseln, die an die härtere Anfangszeit erinnern, ergibt einen einzigartigen Cocktail, den ich ehrlich gesagt faszinierend finde und der es mir echt angetan hat. Wer also seine Scheuklappen ablegt und sich auf die Musik (am besten mit Kopfhörern) einlässt, der wird belohnt werden.

Sei es der Gute-Laune-Song "Night Train", der mit Bläsereinsätzen zum Tanzen animiert (ja sogar uns Männer!) oder das alternativ angehauchte "Who You Are" mit seinem unwiderstehlichen Beat und tollen Melodien, Sid und seine neue Gefährtin Ayuma machen einfach alles richtig. Neu hinzugekommen sind der verstärkte Einsatz von elektronischen Sounds, die aber das Gesamtbild ebenfalls positiv abrunden können. Trotzdem haben sich ein paar eher schwache Nummern auf die 73 Minuten geschlichen, die eine höhere Bewertung verhindern.

Aber Stücke vom Schlag "Have You Been Loved" oder das einfach nur genial zu nennende "Creatures Of A Jade Lagoon" rechtfertigen locker die paar Flocken, die die Band für den Download haben möchte (übrigens darf man gerne auch ein paar Euro drauf legen, wenn die Scheibe gefällt - 10 Euro ist sie locker wert). Und ich zieh mir jetzt zum bestimmt 30. Mal das treibende "Adrenalin" rein und freue mich wie ein kleines Kind, dass ANTICHRISIS wieder unter den Lebenden weilen. Bitte bleibt uns noch viele Jahre erhalten und erfreut uns mit solch großartiger Musik. Danke.

Markus 

Eclipse - Bleed and Scream

Band: Eclipse
Album: Bleed & Scream
Spielzeit: 47:45 min.
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 24.08.2012
Homepage:  http://www.eclipsemania.com/

WERTUNG: 9 von 10

Tracklist:





01. Wake Me Up (04:41)
02. Bleed and Scream (04:05)
03. Ain t Dead Yet (04:03)
04. Battlegrounds (04:15)
05. Bitter Taste (05:08)
06. Falling Down (04:25)
07. S.O.S. (03:53)
08. Take Back The Fear (03:32)
09. Unspoken Heroes (03:21)
10. About To Break (04:26)
11. After The End Of The World (06:14)






















































Vier Jahre hat es gedauert, bis die Schweden von Eclipse wieder mit einem neuen Album ums Eck kommen. Untätig waren die Jungs jedoch nicht. Besonders Sänger Erick Martensson war schwer am Songschreiben und Produzieren, genannt seien da nur das W.E.T.-Projekt aus 2009 sowie Alben von Toby Hitchcock, Jimi Jamison, Giant  und anderen. Auf Tour ging es dann auch, so konnte man Eclipse auf dem Firefest oder auch im Vorprogramm von Deep Purple sehen.Skandinavien war ja schon seit den Hochzeiten von Europe immer eine Macht, wenn es um traditionellen Melodicrock geht und auch "Bleed and Scream" macht da keine Ausnahme. Als ersten fällt gleich der monströse Sound auf, der mit zum Besten zählt , was jemals aus dem Hause Frontiers verschickt wurde. Druckvoll und voluminös. So muss klassischer Melodicrock klingen. Und auch die Songs passen sich dem hohen Produktionsniveau glücklicherweise an. "Wake Me Up" hat den richtigen Titel und reißt einen förmlich aus etwaiger Lethargie. Flott und knackig mit einer tollen Melodie ausgestattet. So kanns weitergehen. Und das tut es! Der Titeltrack ist zwar etwas softer hat aber ebenfalls eine unwiderstehliche Hookline, die sich gleich in die Gehörgänge fräst und nicht so flott mehr raus will.Auch "Ain't Dead Yet" ist keine Totgeburt - im Gegenteil. Das hohe Niveau wird mühelos gehalten. Bei "Battlegrounds" handelt es sich um eine absolute Melodichymne, die man sich auch hervorragend live vorstellen kann. Immer wieder ein Genuß die Top-Produktion, die mit jeder Multi-Millionen-Hochglanzarbeit aus den 80ern konkurrieren kann. Man sieht, wenn man will klappt das mit einem guten Sound. Dies ist leider nicht bei jeder Band so, klingen doch viele Neuerscheinungen nur wie bessere Demos. Umso genussvoller die neue Eclipse. Das ist wirklich "Ear-Candy". Mit "Bitter Taste" schalten die Jungs etwas runter, was als gemütliche Ballade beginnt steigert sich aber bald in einen bombastischen Rocksong, der am Schluss auch an Härtegraden zulegt. Auch sehr gelungen. Bei "Falling Down" wird das Gaspedal wieder heruntergedrückt und man kann (sofern vorhanden) die Matte schütteln. "S.O.S." ist dann wieder eher eine AOR-Nummer vom Feinsten. Wirklich vortrefflich das Melodiegefühl der Schweden. Und auch der Refrain zündet. Auch oftmals ein Manko beim 2012er Melodicrock: Meist gehts gut los und der Refrain enttäuscht dann auf ganzer Linie. Aber Eclipse haben ihre Hausaufgaben gemacht. Und es klingt auch nicht altbacken oder aufgewärmt wie auch so vieles aus diesem Sektor in letzter Zeit. Bei "Take Back The Fear" wird gar die Double Bass rausgeholt. Ein speediger Melodickracher, der fast schon als "Metal" einzuordnen ist aber weiterhin mit einer tollen Melodieführung ausgestattet."Unspoken Heroes" ist dann wieder eine Lehrbuchhymne, während man "About To Break" also gelungene Powerballade einstufen kann. Das mit über 6 Minuten Laufzeit längste Stück "After The End Of The World" hat leichte Proganklänge, kann mich aber nicht so überzeugen und ist der schwächste Track der Scheibe für mein Empfinden.
Nichtsdestotrotz handelt es sich bei "Bleed & Scream" um eine äußerst gelungene Melodicscheibe, die die overhypte letzte H.E.A.T.-CD zum Frühstück verspeist. Es ist den Scandis zu wünschen, dass sie damit einen verdienten Erfolg einfahren und sich auch live blicken lassen. Zu gönnen wäre es Ihnen. Zu einer knappen 9 reicht es für meinen Geschmack. Zusammen mit der letzten Treat eine der besten Melodicscheiben in jüngerer  Zeit. Wer den melodischen, früheren Europe nachtrauert hat hier absolut adäquaten Ersatz.























Hellyeah - Band Of Brothers

Band: Hellyeah
Album: Band Of Brothers
Spielzeit: 46:12 min.
Plattenfirma: Eleven Seven Music
Veröffentlichung: 13.07.2012
Homepage: www.hellyeahband.com

WERTUNG: 6,5 von 10

Trackliste:

1. War In Me
2. Band Of Brothers
3. Rage/Burn
4. Drink Drank Drunk
5. Bigger God
6. Between You And Nowhere
7. Call It Like I See It
8. Why Does It Always
9. WM Free
10. Dig Myself A Hole
11. What It Takes To Me

Was passiert, wenn man Mucker solcher Bands wie PANTERA, MUDVAYNE, NOTHINGFACE und DAMAGEPLAN zusammen in ein Tonstudio steckt? Genau, sie gründen HELLYEAH und hauen uns anno 2012 bereits ihr drittes Langeisen um die Ohren. Waren die beiden Vorgänger leider nicht das Gelbe vom Ei, scheinen die Jungs diesmal dazu gelernt haben, denn im Promozettel sagt angeblich Sänger Chad Gray, dass dies das Album wäre, welches die Leute erwartet haben, als sie das erste Mal von HELLYEAH gehört hätten. Tja, späte Einsicht ist besser als gar keine, doch kommen wir zum Praxistest.

Die wuchtigen Drums von Vinnie Paul walzen schon im Opener "War In Me" alles nieder, was sich in den Weg stellt und auch das folgende "Band Of Brothers" weiß mit Härte, Wucht und Groove sehr zu gefallen. Doch schon bei "Rage/Burn" stellt sich ein wenig Ernüchterung ein. So richtig zünden können die Riffs hier nämlich nicht - gerade im Gitarrenbereich hätte ich mehr als nur Standardkost erwartet. Also schnell weiter zu "Drink Drank Drunk", das nach einer harten Version von KID ROCK klingt. Nicht übel für einen Partysong, schwer überzeugen klingt aber anders.

Bei den weiteren Stücken können mich eigentlich nur noch "WM Free" und mit Abstrichen "Why Does It Always"zum Mitbangen animieren, denn über die gesamte Spielzeit höre ich zu viele Standardriffs, etwas einfalllose Breaks und trotz einer hammermäßigen Produktion können mich HELLYEAH auch im dritten Anlauf nicht mitreißen, obwohl sie schon ein paar Dinge besser machen. Der Weg ist also der richtige, ob dabei mal ein richtig gutes Album raus kommt, bleibt zumindest in meinen Ohren erstmal abzuwarten. Gerade nach mehreren Hördurchläufen wird "Band Of Brothers" dann eben doch ziemlich eintönig.

Markus 

Samstag, 11. August 2012

Volksmetal - Volksmetal


Interpret : Volksmetal - Titel : Volksmetal
Veröffentlichung : 03.08.2012 - Spielzeit : 37:07 - www.volksmetal.de

Wertung: 7 von 10

 
Heilige Scheisse hob I ma denkt...ääääähhh....habe ich mir gedacht, als neulich das selbstbetitelte Debut der durchgeknallten Bazi-Band VOLKSMETAL erstmalig in meinem Player rotierte. Wie locker und flockig die Krachledermetaller ihre hochgradig Laune-machende Mixtur aus Metal-Riff meets Tuba meets Quetschkommode zelebrieren, müsst Ihr gehört haben.

Nein, keine Panik. Volksmetal sind KEINE hirnlosen Dauergrinse-Pseudohardrocker mit Musikantenstadl-Jahresabo, die Lederhosenträger vom Bodensee machen exakt das was eigentlich gar nicht geht: Sie blasen Dir mit ihrem höchst kurzweiligen Schunkel-Thrash-Crossover die trüben Gedanken aus dem Hirn. Mit der Platte ist die nächste Metal-Oktoberfest-Party garantiert gesichert, "Geh lass mer mei Ruah", "Der Mäddelbänger" und "Ozapft is" verbreiten eine unverschämt gute Laune dass es fast wehtut.


Allein bei der Vorstellung, welches Gesicht wohl der nichtsahnende Besucher o.g. Schunkelveranstaltung just in dem Moment wo er realisiert das die Band ernsthaft "mäddelt", ziehen würde, muss ich mich schon jetzt beömmeln.
Selbstverständlich kommen natürlich wieder die ewigen Nörgler daher, die beanstanden dass die Band gar nicht aus Bayern kommt, was auch stimmt. Volksmetal stammen aus Konstanz und das liegt in Baden-Württemberg. Oder dass Sänger Marco Gregor den bayerischen Dialekt nur vortäuscht (was ich nicht beurteilen kann), undsoweiterundsofort...

Wisst ihr was ? Ist mir schietegal.
Nach dem zehnten Bier interessiert das sowieso niemanden mehr und schmälert zumindest in meinem Fall das Hörvergnügen kein bisschen.


Neben zehn Eigenkompositionen stehen zwei Coversongs im Programm, "Fürstenfeld" (im Original von S.T.S.) und die EAV Nummer "Küss die Hand Herr Kerkermeister". Ich für meinen Teil finde die Originale besser, aber echte Ausfälle sind das auf gar keinen Fall. Zugegeben, die hohe kompositorische Kunst und tiefgründige textliche Ergüsse lassen sich auf dem gesamten Album nicht finden...die Erwartungshaltung ist aber auch von Anfang an eine andere. Und diese wird zu 100% erfüllt. In der Summe macht das gute sieben von zehn Punkten.

Die Songs:

1. Da Deifel is a Oachkatzerl
2. Da Mäddelbänger
3. Fürstenfeld
4. Geh lass ma mei Ruah
5. Bayer
6. Brutaler Modelwahn
7. Mausig schaut mei Alte aus
8. Säuferjodler
9. Küss die Hand Herr Kerkermeister
10. Die oide Goass
11. O'Zapft is
12. Volksmetal Thema

Übrigens, Volksmetal haben sich just auf dem Wacken-Festival einen Namen gemacht und treten auch sonst recht fleissig auf. Wir dürfen also gespannt sein was die Zukunft für uns noch bereithält...














Die Tracklist:

Freitag, 10. August 2012

S.H.O.T. - Holocaust Riot

Band: S.H.O.T.
Album: Holocaust Riot
Spielzeit: 36:24 min.
Plattenfirma: Eigenproduktion

Veröffentlichung: 2011
Homepage: http://shotofficial.com

WERTUNG: 8,5 von 10

Tracklist: 

1. Intro
2. Holocaust Riot 
3. One More Time 
4. Wake Up 
5. Livin' Lies 
6. Dark Way 
7. Wicked 
8. Shadow's Gaze 
9. Seventh Night 
10. Die Today

Vor einiger Zeit bin ich auf mehrere brasilianische Bands aufmerksam geworden und habe diese auf unserer Facebook-site kurz vorgestellt. Darunter waren DIRTY GLORY, welche, kurz nachdem ich sie vorgestellt hatte, auch von anderen Webzines mit wohlwollenden Rezensionen bedacht wurden - der Mitbewerb liesst mit ;-) -, B.I.T.E und die early MÖTLEY CRÜE Look-Alikes S.H.O.T. (Silent Harm Over Time). Wie die beiden erstgenannten Bands haben auch die 4 Jünglinge eine mächtige Glam/Sleaze Schlagseite in ihrem Sound, gehen aber um einiges ungestümer/rauer ans Werk. Wie viele Szenebegleiter hat die, aus einem Vorort von Sao Paulo stammende, Formation einige US Hardrock und Sleaze/Glam Combos als Vorbilder und mischen diese Einflüsse mit einer feinen und flotten Punk - Prise. Diese macht sich besonders im Gesang bemerkbar und verleiht der Mucke, der Schminktopf-Fetischisten, eine sehr charmante, wilde und eigenständige Note.

Dieser Eindruck wird durch eine basische und wüste Produktion der Demo-CD "Holocaust Riot" noch unterstrichen. Teilweise klingt der Silberling nach Proberaum, was die ganze Angelegenheit noch sympathischer macht und einen Hauch von Underground verbreitet. Das nenne ich mal DIY.

S.H.O.T. existieren seit 2008 und wurde von den beiden Brüdern Lenny (Gesang und Gitarre) und Guiller Terron (Schlagzeug), sowie dem Bassisten Tracï Klinger gegründet. Eigentlich wollte Lenny nur Gitarre spielen, aber da sie einfach keinen geeigneten Sänger finden konnten, übernahm er auch die Rolle des Sängers. Dafür rückte ein weiteres Terron Familienmitglied in das Line-Up und übernahm den Posten des zweiten Gitarristen, nämlich Bruder Nummero 3, Henry. Es folgte eine turbulente Zeit, die darin gipfelte, dass Lenny und Henry in Madrid in Pubs und U-Bahn Stationen spielten, während Traci und Guiller weiterhin in Sao Paulo verweilten und ein ähnlich tristes Dasein fristeten. Nachdem die beiden Brüder in Spanien keinen Erfolg hatten und ohne erhofften Plattendeal wieder heimkehrten, begab sich die Band an die Arbeit zu ihrem ersten Output.

Ohne viel Kohle in den Taschen spielten sie die CD, in eigener Regie, ein. Dementsprechend semi- professionell klingt das Endresultat dann auch. Der Sound ist relativ dumpf und undifferenziert. Hätte die Band einen einigermassen fairen Deal und ein wenig Produktionsbudget erhalten, wäre "Holocaust Riot" ein Mörder-Album geworden!!!

Die Jungs klingen einfach total frisch, unverbraucht, sprühen nur so vor Spielfreude, gehen ab wie Schmitz's Katze und haben eine Menge Killer-Songideen in der Hinterhand. Eine Vielzahl der Songs, des 10 Trackers, sind einfach gut arrangierte Nummern, die über ein gehöriges Ohrwurm-Potential verfügen. Das ist auch der Hauptgrund warum ich, großzügig, über den verhunzten Sound hinweg schaue.

Am Gesang von Lenny werden sich die Geister scheiden, soviel ist klar. Mal klingt seine Stimme sehr punkig angehaucht, dann kreischt/gröhlt er wild ins Mikro und bei der nächsten Nummer mimt er den melodiösen Sänger. Mir gefällt es gut und er sollte den variablen Stil unbedingt beibehalten. Brüderchen Henry ist die absolute Überraschung. Sein Spiel ist traditionell ausgerichtet und der Kerl haut uns, bei fast allen Songs, von Maiden und/oder Priest inspirierte Riffs, um die Ohren. Sehr geile Angelegenheit! Traci und Guiller peitschen mächtig nach vorne. Der wummernde Bass und die rasanten Drumbeats liefern einen soliden Soundteppich.

Eingeleitet wird "Holocaust Riot" von einem Heart-Beat Intro und startet anschliessend mit dem wilden und rauen Titeltrack. Sägende Gitarrenriffs, ein polterndes Schlagzeug, ein statisch spielender Bass und Lenny singt, spricht und kreischt sich durch seine Texte. Der Grundrhythmus ist wirklich nicht schlecht und wenn man genau darauf achtet, verbirgt sich einiges an Potential in dieser Nummer. Schon das Gitarrenspiel ist einfach nur gut! Dann folgt mein absoluter Favorit. "One More Time" verfügt über eine tolle Melodieführung, Lenny singt melodischer und der Refrain geht einem nicht mehr aus dem Ohr. Guiller's Drumming ist variabel und auch Traci liefert einen sehr respektablen Job ab. Die beiden Herren können nicht nur in die Vollen hauen, sondern beweisen, dass sie durchaus versierte Musiker sind. Tja, über den hochtoupierten, blonden Gitarristen brauche ich nicht mehr viel schreiben. Er haut ein cooles, melodisches Solo heraus. Ein wirklich sehr, sehr feiner Track. Bei "Wake Up" kommt wieder die Punk Attitüde zum Vorschein, welche besonders durch den Refrain und den Backings hervorgehoben wird. "Living Lies" ist schnell, hektisch und dieser Eindruck wird durch Lenny's hysterischen Gesang noch unterstrichen. Die Nummer ist zwar ok, aber gegenüber den drei Vorgänger, kann sie das Niveau nicht ganz halten. Es folgt ein weiteres Hämmerchen in Form des stampfenden"Dark Ways". Lenny's punkiger Gesang thront über den recht melodischen Rhythmus und sein Brüderchen zaubert ein N.W.O.B.H.M. inspiriertes Solo aus seinem Instrument. Schicke Nummer! "Wicked" geht ein wenig in Richtung US Hardrock und erinnert mich an W.A.S.P.. Die Combo liefert wieder eine sehr starke Leistung ab und sorgt dafür, dass der Track ganz klar zu den Highlights zu zählen ist. Die Kerle gönnen mir keine Verschnaufpause und auch "Shadows Gaze" ist ihnen gut gelungen. Ein toller, melodiebetonter Track! Die melodische Gitarrenführung ist einfach erste Sahne! Lenny singt ein wenig gemäßigter, was ihm nicht einmal schlecht zu Gesicht steht, die Backings sitzen richtig gut. "Seventh Night" schlägt auch in die Kerbe, wobei der Sänger etwas aus sich ausbricht und erneut unkonventioneller singt. Guiller begeistert mit einem originellen Drumpart und die Nummer lädt einfach zum Mitgehen ein. Das Schlußlicht bildet das rotzige "Die Today". Es ist eine coole Sleaze'n'Punk Nummer, welche die Band von ihrer besten Seite zeigt. Besonders gut gefällt mir der Refrain und die Backing-Shouts. Sehr guter Abschluß einer verdammt starken Scheibe!  

Gebt dieser hoffnungsvollen und talentierten Band eine Chance, denn sie hat es wirklich verdient. Der Sound schreckt im ersten Moment ab, aber sobald man sich auf die Band einläßt, wird man von ihr sofort gefangen genommen. Mich haben die Jungs ganz schwer beeindruckt!!

Wer auf ungestümen und teilweise sehr rauen Glam/Sleaze steht, sollte "Holocaust Riot" auf jeden Fall einmal antesten.

Die Demo CD könnt ihr auf iTunes erwerben, bei der Band selbst - physikalisches Release - bestellen und/oder als 128 kBit/s Gratisdownload, von der HP, saugen. 

Momentan arbeiten S.H.O.T. an der zweiten CD - Arbeitstitel ist "Blackout"- und soll noch dieses Jahr erscheinen. Ich hoffe, dass der Sound diesmal ordentlicher ausfällt.

Trotz der nicht gerade optimalen Produktion und aufgrund des riesigen Potentials und Talents, welches in den vier Knaben steckt, vergebe ich ungehobelte/ungeschliffene und ganz schwere 8,5 Rohdiamanten.

Götz